Eine HER2-Überexpression führt u. a. zu einer verstärkten Proliferation und einer höheren invasiven Aktivität. Zudem neigt beispielsweise das HER2-positive Mammakarzinom zu einer tendenziell erhöhten ZNS-Metastasierung, wie Prof. Susanna Hegewisch-Becker, Berlin, aufzeigte.
Für diese Patientenklientel erwies sich die Kombination aus Tucatinib (Tukysa®) mit Trastuzumab und Capecitabin in der dritten Therapielinie als wirksame Therapieoption. Die sehr guten Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens (PFS) und Gesamtüberlebens (OS) sowie die beherrschbaren Nebenwirkungen mit guter Verträglichkeit ohne Verschlechterung der Lebensqualität überzeugen, so die Expertin. Im Gegensatz zum Behandlungsarm mit Placebo, Trastuzumab und Capecitabin erreichte die Tucatinib-Kombinationsgruppe einen signifikanten Überlebensvorteil von 4,5 Monaten (mediane OS-Zahlen 21,9 vs. 17,4 Monate) [1]. Damit konnte das Mortalitätsrisiko um 34 % reduziert werden. Das mediane PFS lag bei 7,8 Monaten vs. 5,6 Monaten.
In der Subgruppe von Patient:innen mit Hirnmetastasen konnte das Risiko für Progression oder Tod sogar um 52 % verringert werden.
Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar. Im Tucatinib-Arm waren vor allem Diarrhö, Hand-Fuß-Syndrom und erhöhte AST- bzw. ALT-Werte zu beobachten; sie blieben während des Follow-ups konstant. Die Ergebnisse haben dazu geführt, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) der Kombination Tucatinib/Trastuzumab/Capecitabin beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten HER2+ Mammakarzinom nach mindestens zwei gegen HER2 gerichteten Vortherapien einen beträchtlichen Zusatznutzen bescheinigte.
Leoni Burggraf