Erhaltungstherapien sollen bei Patient:innen mit AML die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs verzögern, das Ansprechen vertiefen und das Gesamtüberleben (OS) verlängern. Bei AML-Patient:innen ab 55 Jahren, die nach intensiver Induktion mit oder ohne Konsolidierung eine CR oder CR mit unvollständiger Regeneration des Blutbildes erreichten, war in der Phase-III-Studie QUAZAR AML-001 durch eine Erhaltungstherapie mit CC-486 (Onureg®) eine signifikante Verbesserung des OS versus Placebo erreicht worden [1].
Die beim ASH vorgestellten 5-Jahres Daten der Studie bestätigten den Vorteil zugunsten von CC-486 (medianes OS 24,7 vs. 14,8 Monate; stratifizierte HR 0,69; p < 0,001), berichtete Prof. Lars Bullinger, Berlin, bei einem Symposium im Rahmen des ASH today® 2021.
Dass eine Plateaubildung der Kaplan-Meier-Kurven beobachtet wurde, lege darüber hinaus nahe, dass ein Teil der Patient:innen eine langfristige Remission durch die Erhaltungstherapie erreiche [2].
Auch bei MRD-positiven Patient:innen mit NPM1-Mutation wirksam
Ein weiteres QUAZAR AML-001-Update untersuchte den Einfluss von molekularen Aberrationen auf das Therapieergebnis. Es konnte gezeigt werden, dass in der prognostisch günstigen Gruppe von AML-Patient:innen mit NPM1-Mutation die Therapieergebnisse durch die Erhaltungstherapie mit CC-486 noch weiter verbessert werden konnten, unabhängig davon, ob eine messbare Resterkrankung (MRD) vorlag oder nicht [3]. „Durch orales Azacitidin kann man auch die Prognose von MRD+ Patient:innen noch weiter anheben. Deren Prognose wird dann genauso gut wie bei MRD-Negativen ohne Erhaltungstherapie“, so Bullinger.
Niedrigrisiko-MDS: mehr Transfusionsunabhängigkeit
Für transfusionsabhängige Patient:innen mit Niedrigrisiko-MDS und Ringsideroblasten steht seit Juni 2020 der Transforming-Growth-Factor-β(TGF-β)-Liganden-Hemmer Luspatercept (Reblozyl®) als effektive Zweitlinientherapie nach EPO-Vorbehandlung zur Verfügung. In der Phase-III Zulassungsstudie MEDALIST war der primäre Endpunkt Transfusionsfreiheit ≥ 8 Wochen unter einer Behandlung mit Luspatercept bei 38 % versus 13 % der Patient:innen unter Placebo erreicht worden (p < 0,0001) [4].
Wie Prof. Norbert Gattermann, Düsseldorf, berichtete, analysierte ein Update der MEDALIST-Studie, das beim ASH 2021 präsentiert wurde, den Therapieerfolg in Abhängigkeit vom Ausmaß der Transfusionsbedürftigkeit.
Zeit bis zur leukämischen Transformation verdoppelt
Dabei zeigte sich, dass die mediane Dauer der ≥ 8-wöchigen transfusions-freien Intervalle bis Woche 24 unter Luspatercept deutlich länger war als unter Placebo (30,2 vs. 13,6 Wochen). Zudem wurde eine verminderte Progressionsrate zur AML mit einer Verdoppelung der Zeit bis zur leukämischen Transformation gegenüber Placebo beobachtet (61,7 vs. 32,7 Monate) [5].
Gattermann verwies darauf, dass sich die Transfusionsfreiheit bei einem Teil der Patient:innen verzögert, also nach über einem halben Jahr, einstellen kann. „Es kann durchaus nützlich sein, bei einer Luspatercept-Behandlung Geduld zu haben“, konstatierte der Düsseldorfer Hämatologe.
Claudia Schöllmann