Screening-Programm mittels polygenetischem Risikoscore?
Zur Früherkennung von Prostatakrebs steht jedem über 45-jährigen Mann in Deutschland jährlich eine digital-rektale Untersuchung der Prostata zu. Der Nutzen ist allerdings begrenzt, da nur oberflächlich gelegene und größere Karzinome ertastet werden können. Zudem ist ein Bluttest auf das prostataspezifische Antigen (PSA) möglich. Allerdings wird das PSA-Screening kritisch diskutiert aufgrund hoher Raten an falsch-positiven Ergebnissen, Überdiagnosen und nachfolgender Übertherapien.
Lässt sich stattdessen mit einem polygenetischen Test herausfinden, welche Männer ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms in sich tragen? Diese Frage haben sich britische Forschende gestellt. Sie werteten in der BARCODE-1-Studie die Speichelproben von über 6.000 Männern im Alter von 55 bis 69 Jahren mittels eines DNA-Tests aus, der die Sequenzierung von 130 Keimbahnrisikogenen umfasste. Die Ergebnisse stellten sie beim ASCO 2024 vor [1]. Bei 12,1 % der Männer wurde ein polygenetischer Risikoscore ermittelt, der über der 90. Perzentile lag. Die Betroffenen wurden zu einem weiteren Screening anhand von Magnetresonanztomografie und Biopsie, unabhängig vom PSA-Wert, eingeladen. Bei 40,0 % wurde tatsächlich ein Prostatakarzinom gefunden. Die Gesamtdetektionsrate lag bei 2,8 %. In 55,1 % der Fälle handelte es sich um ein Prostatakarzinom mit intermediärem oder hohem Risiko.
Der polygenetische Risikoscore könnte nach Meinung der Autoren ein Prostatakrebsfrüherkennungsprogramm bereichern, da es im Vergleich zu einem PSA- oder MRT-Screening eine hohe Detektionsrate von klinisch signifikanten Prostatatumoren erreicht habe. Ein solcher Test würde in Deutschland allerdings eine humangenetische Beratung voraussetzen.
Metformin doch kein Wundermittel
Wurde ein Prostatakarzinom bereits in einem frühen Stadium entdeckt, setzen einige Patienten basierend auf präklinischen Daten ihre Hoffnung in die Einnahme des Typ-II-Diabetes-Medikaments Metformin. Sie wollen damit einem aggressiven Prostatakarzinom vorbeugen. Die gewünschte Prophylaxe wird jedoch ausbleiben, wie sich in der prospektiven MAST-Studie erwiesen hat [2].
Eingeschlossen waren 407 kanadische Männer mit einem Low-Risk-Prostatakarzinom, die aktiv überwacht wurden. Randomisiert hatten sie für drei Jahre zusätzlich entweder Metformin oder Placebo erhalten. Die Metformin-Gabe konnte jedoch das progressionsfreie Überleben nicht beeinflussen. Der Einsatz von Metformin ist demnach nicht sinnvoll, um das Risiko für einen Tumorprogress zu senken.