Akute myeloische Leukämie (AML) - MRD-Kontrolle nach erster Komplettremission kann Prognose verbessern
Die AML war nie nur eine einzelne Erkrankung: Wurde sie früher in der FAB-Klassifikation anhand morphologischer Kriterien unterteilt, so haben sich durch die molekulargenetische Charakterisierung die Methoden zur Differenzierung inzwischen erheblich verfeinert. Außerdem gestatten es diese Techniken, eine minimale Resterkrankung (MRD) mit extrem hoher Sensitivität nachzuweisen. Dadurch wird die Therapiekontrolle auf ein neues Niveau gehoben, wie es zahlreiche Präsentationen bei der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) in San Diego, CA/USA, verdeutlichten.
akute myeloische Leukämie, NPM1-Mutation, FLT3-Mutation, IDH1-Mutation
Eine AML mit Core-Binding Factor (CBF) und NPM1-Mutationen kommt im Allgemeinen nicht für eine allogene Stammzelltransplantation in Betracht, wenn die initiale Therapie in einer guten Komplettremission (CR) mit einem guten molekularen Ansprechen resultiert. Neuere Daten zeigen aber, dass knapp ein Drittel dieser Patienten ein molekulares Rezidiv erleidet, das heißt ein Wiederauftauchen einer MRD. Die offene Frage, ob eine frühzeitige Intervention hier die Prognose verbessert, wurde in einer französischen Studie bei 303 Patienten untersucht, die eine klassische Induktion und Konsolidierung mit Daunorubicin/Idarubicin und Cytarabin erhalten hatten und danach molekular überwacht wurden.
Corentin Orvain, Angers, Frankreich, zufolge blieben 153 dieser Patienten (51 %) bislang rezidivfrei, während sich bei 95 (31 %) nach median 326 Tagen ein molekulares und bei 55 (18 %) zuerst ein morphologisches Rezidiv detektieren ließ [1]. Initial höhere Leukozytenzahlen und eine FLT3-ITD-Mutation sowie eine weniger starke Reduktion der MRD nach der Induktion waren Risikofaktoren für ein Rezidiv. Das Gesamtüberleben (OS) nach drei Jahren betrug bei den rezidivfreien Patienten 100 %, bei einem molekularen Rezidiv 75 % und bei einem morphologischen Rückfall 60 % (p < 0,001; Abb. 1).