ASCO 2023
Thorakale Tumoren – Präzisionsmedizin beim NSCLC in der kurativen Therapie
DOI: https://doi.org/10.47184/tk.2023.04-05.05 Die Präzisionsmedizin in der thorakalen Onkologie, das heißt die Behandlung von molekular alterierten Lungenkarzinomen mit zielgerichteten Substanzen sowie Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI), haben in der metastasierten Situation zu Sprunginnovationen geführt, die jetzt von der palliativen Therapie in die kurative Therapie getragen werden. So wird derzeit geprüft, ob ICI, die in der palliativen Situation von nichtkleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) das progressionsfreie (PFS) und Gesamtüberleben (OS) verbessern konnten, auch in der neoadjuvanten und damit kurativen Situation effektiv sein könnten. Die Kombination aus Chemotherapie und Nivolumab ist in diesem Setting kürzlich zugelassen worden, auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2023 in Chicago, IL/USA, wurden nun diesbezüglich Ergebnisse zu weiteren ICI vorgestellt. Ein weiteres Highlight bei der ASCO-Jahrestagung 2023 bezüglich der thorakalen Tumoren war die Präsentation der 5-Jahres-Überlebensdaten der ADAURA-Studie in der Plenarsitzung.
Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom, (neo-)adjuvante Therapie, Tyrosinkinase-Inhibitoren, Osimertinib, Immuncheckpoint-Inhibitoren, Nivolumab, Durvalumab, Pembrolizumab, Toripalimab, platinbasierte Chemotherapie
Die ASCO-Jahrestagung 2023 war die erste, die seit dem Jahr 2020 wieder in Präsenz abgehalten werden konnte. Die Besucherzahlen, die Interaktivität und der kollegiale Austausch waren wieder auf demselben Niveau wie vor der COVID-19-Pandemie, sodass das alte ASCO-„Feeling“ zurück ist.
ADAURA-Studie: 5-Jahres-Überlebensdaten unterstützen Bedeutung adjuvanter Therapie
Die 5-Jahres-Überlebensdaten der ADAURA-Studie wurden beim ASCO 2023 in der Plenarsitzung als Late Breaking Abstract 3 (LBA3) präsentiert, weshalb sie hier etwas ausführlicher dargestellt werden [1]. Die Daten wurden zeitgleich im New England Journal of Medicine publiziert [2]. In der Phase-III-Studie wurde der Stellenwert einer adjuvanten dreijährigen Therapie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) der dritten Generation Osimertinib bei R0-resezierten Patient:innen mit einer „common“ Mutation des epithelialen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR), das heißt einer Exon-19-Deletion und der Exon-21-Punktmutation L858R, überprüft. Die Daten hinsichtlich des primären Endpunkts krankheitsfreies Überleben (DFS) hatten bereits zur Zulassung der Osimertinib-Monotherapie zur adjuvanten Behandlung nach vollständiger Tumorresektion bei erwachsenen Patient:innen für das NSCLC der Stadien IB–IIIA (UICC [Union Internationale Contre le Cancer] 7) bzw. der Stadien IB–IIIB (N2) (UICC8) mit einer „common“ EGFR-Mutation geführt.
Diese zulassungsrelevanten Ergebnisse sind aktualisiert und auf der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2022 vorgestellt worden – mit dem Eindruck einer Verminderung des positiven Effekts auf das 4-Jahres-DFS, das heißt nach Abschluss der dreijährigen adjuvanten Therapie [3] (Tab. 1).