ASCO 2023
Brustkrebs – Von der CDK4/6-Inhibition bis zur Ovarfunktionssuppression
DOI: https://doi.org/10.47184/tk.2023.04-05.02 Im Rahmen der ASCO-Jahrestagung 2023 in Chicago, IL/USA, wurden für das hormonrezeptorpositive (HR+), HER2-negative (HER2–) Mammakarzinom viele interessante und praxisrelevante Daten präsentiert – hier insbesondere zur Kombinationstherapie aus CDK4/6-Inhibitoren und einer endokrinen Therapie. Ebenso bedeutend waren Studiendaten zur medikamentösen Unterdrückung der Ovarfunktion bei prämenopausalen Brustkrebspatientinnen. Wir freuen uns, Ihnen eine Auswahl der Studienergebnisse vorstellen zu dürfen.
Brustkrebs, ältere Patient:innen, CDK4/6-Inhibition, Abemaciclib, Palbociclib, Ribociclib, Aromatase-Inhibition, Ovarfunktionssuppression
CDK4/6-Hemmung auch Älteren nicht vorenthalten
Beim HR+/HER2– Mammakarzinom mit hohem Rezidivrisiko können wir seit dem Jahr 2022 den CDK4/6-Inhibitor Abemaciclib über insgesamt zwei Jahre parallel zur adjuvanten endokrinen Therapie auf Grundlage der Ergebnisse der MonarchE-Studie applizieren. In dieser Phase-III-Studie hatte sich in der Therapiegruppe mit dem zusätzlich gegebenen CDK4/6-Inhibitor eine 34 %ige Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) im Vergleich zur Kontrollgruppe ergeben [1].
Nun wurde bei der ASCO-Jahrestagung 2023 eine Subgruppenanalyse der MonarchE-Studie nach einem medianen Follow-up von 42 Monaten vorgestellt, die die älteren Patient:innen (≥ 65 Jahre) betrifft. Insgesamt bestätigte sich, dass Ältere mehr Komorbiditäten aufwiesen. Das EFS war zwar mit dem der Gesamtpopulation vergleichbar, allerdings wurden bei älteren Erkrankten mehr Dosisunterbrechungen (68 vs. 60 %), Dosisreduktionen (55 vs. 42 %) und Therapieabbrüche (38 vs. 15 %) festgestellt. Ebenfalls erhöht war die Abbruchrate ohne vorherige Dosisreduktion (19 vs. 8 %) [2]. Eine Therapie mit Abemaciclib ist auch bei Älteren gut möglich, sollte aber unter einer genauen Überwachung und vor allem begleitend durch ein adäquates Nebenwirkungsmanagement mit gegebenenfalls Dosisanpassung durchgeführt werden, da sich bei einer Dosisreduktion keine Beeinflussung des klinischen Outcome zeigte.
Ribociclib in Adjuvanz: Längeres Follow-up abwarten
Korrespondierend zur MonarchE-Studie wurde die erste Interimsanalyse der NATALEE-Studie vorgestellt [3]. In der NATALEE-Studie befasste man sich ebenfalls mit Patient:innen, die ein HR+/HER2– Mammakarzinom allerdings im Stadium II–III aufwiesen. Randomisiert erhielten die Studienteilnehmenden in der adjuvanten Situation ein endokrines Backbone mit einem Aromatase-Inhibitior plus entweder den CDK4/6-Inhibitor Ribociclib in einer reduzierten Dosierung von 400 mg/Tag in dem üblichen Schema oder keine CDK4/6-Inhibitor-Therapie (Abb. 1).