Endometriumkarzinom in der Erstlinie: Checkpoint-Inhibition vorteilhaft
Bereits im März 2023 wurden beim ESMO Virtual Plenary die Ergebnisse der RUBY-Studie vorgestellt [1]. In diese Studie sind Patientinnen eingeschlossen worden mit einem neu diagnostizierten Endometriumkarzinom im Stadium III/IV oder einer rezidivierenden Erkrankung mit geringen Heilungschancen. Sie wurden randomisiert auf Carboplatin/Paclitaxel plus einer insgesamt dreijährigen Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Dostarlimab versus Placebo. Lag eine Mismatch-Repair-Defizienz vor, ergab sich für die Frauen eine hoch signifikante PFS-Verlängerung im experimentellen Arm (Hazard Ratio [HR] 0,28; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,162–0,495). Aber auch die Patientinnen mit einer vorliegenden Mismatch-Repair-Profizienz profitierten signifikant von der Checkpointhemmung (HR 0,76; 95 %-KI 0,592–0,981). Anhand der Analyse des zentralen radiologischen Reviews, die auf der ASCO-Jahrestagung 2023 präsentiert wurde, konnten diese wichtigen Resultate bestätigt werden [2]. Zusätzlich erbrachten die Ergebnisse von Lebensqualitätsanalysen, dass der Einsatz von Dostarlimab auf keinen Fall mit einer schlechteren Lebensqualität verbunden war [3]. Die Zulassung für die Hinzunahme von Dostarlimab in der First-Line-Situation beim Endometriumkarzinom ist beantragt.
Zervixkarzinom
Frühes Zervixkarzinom: Radikale versus einfache Hysterektomie
Ein weiteres ASCO-Highlight war die SHAPE-Studie beim frühen Low-Risk-Zervixkarzinom (Tumoren < 2 cm): In dieser Phase-III-Studie wurde randomisiert eine radikale Hysterektomie einer einfachen Hysterektomie jeweils mit einer Lymphknotendissektion gegenübergestellt [4]. Es zeigte sich eine Nichtunterlegenheit für die einfache Hysterektomie im Vergleich zur radikalen Hysterektomie. Nach drei Jahren lag die pelvine Rezidivrate für die einfache Hysterektomie bei 2,52 % und bei der radikalen Hysterektomie bei 2,17 %. Die Rate für das rezidivfreie Überleben betrug 96,3 % nach der einfachen Hysterektomie und 97,8 % nach der radikalen Hysterektomie. Wie zu erwarten, hatten die Patientinnen nach einer radikalen Hysterektomie signifikant häufiger Blasenentleerungsstörungen und Harninkontinenz. Diese Daten sollte man mit Frauen mit einem Zervixkarzinom (< 2 cm) und R0-Resektion nach der Konisation diskutieren.
Metastasiertes Zervixkarzinom: Standardtherapie untermauert
Beim metastasierten Zervixkarzinom wurde die finale OS-Analyse der Phase-III-Studie KEYNOTE-826 im Rahmen der ASCO-Jahrestagung vorgestellt [5], die unseren Erstlinienstandard geprägt hat. In der KEYNOTE-826-Studie erhielten die Patientinnen ein Chemotherapie-Backbone mit Platin plus Paclitaxel und optional Bevacizumab sowie entweder Pembrolizumab oder Placebo. Für die zulassungsrelevante Population (PD-L1 Combined Positive Score [CPS] ≥ 1) betrug das mediane OS unter Addition von Pembrolizumab 28,6 versus 16,5 Monate unter Placebo (HR 0,6; 95 %-KI 0,49–0,74; p < 0,0001). Damit bestätigt sich unser tägliches Vorgehen.
Ovarialkarzinom
Neuer Standard beim platinresistenten Ovarialkarzinom
Die Ergebnisse der Phase-III-Studie MIRASOL werden mit Sicherheit unseren Therapiestandard beim platinresistenten Ovarialkarzinom verändern [6]. Randomisiert wurde den Patientinnen entweder Mirvetuximab Soravtansin (MIRV) gegeben, ein Antikörper-Chemotherapie-Konjugat gegen den Folatrezeptor α (FRα), oder eine von der Prüfärztin oder dem Prüfarzt gewählte Monochemotherapie. FRα ist bei ca. 35–40 % der Ovarialkarzinompatientinnen überexprimiert. In der MIRASOL-Studie konnte man eine signifikante Verbesserung des PFS von 3,98 auf 5,62 Monate (HR 0,65; 95 %-KI 0,52–0,81) zeigen (Abb. 1a), bei einem intensiv vorbehandelten Patientinnenkollektiv (46 % drei Vorlinien, 60 % vorherige Therapie mit Bevacizumab, 55 % vorherige PARP-Inhibitor-Therapie). Daneben ließ sich erstmals für das platinresistente Ovarialkarzinomrezidiv auch eine signifikante, klinisch relevante OS-Verbesserung (HR 0,67; 95 %-KI 0,50–0,89) erreichen (Abb. 1b).