Die adjuvante Zulassungserweiterung von Atezolizumab (Tecentriq®) sei deshalb so wichtig, weil es im frühen, noch nicht fernmeta-stasierten Stadium darum gehe, die Heilungschance zu wahren, betonte Dr. Sönke von Weihe, Großhansdorf. Die Zulassung bezieht sich auf komplett resezierte Patient:innen mit hohem Rezidivrisiko und ohne Nachweis einer EGFR*-Mutation und/oder ALK**-Positivität, aber mit hoher PD-L1-Expression auf mindestens 50 % der Tumorzellen (PD-L1 TC ≥ 50 %). Die adjuvante Monotherapie mit Atezolizumab schließt sich an die postoperative Platin-basierte Chemotherapie an [1].
Mit Atezolizumab Heilungschance verbessern
Da auch erfolgreich operierte Erkrankte ein beträchtliches Rezidivrisiko von über 50 % haben können, sei die zusätzliche adjuvante Atezolizumab-Therapie ein wichtiger therapeutischer Schritt, so der Experte. Atezolizumab aktiviere das körpereigene Immunsystem und versetze es in die Lage, auch die chemotherapieresistenten Mikrometastasen zu eliminieren.
In der adjuvanten Zulassungsstudie IMpower010 hatte die zusätzliche adjuvante Behandlung mit Atezolizumab die Rezidivrate halbiert (22 % vs. 44 %) [2] und das Risiko zu versterben um 58 % (HR 0,42) reduziert [3].
Der Überlebensvorteil sei insbesondere der deutlich niedrigeren Fernmetastasierungsrate (9 % vs. 26 %) zu verdanken [2], erläuterte Dr. Nicolas Dickgreber, Rheine. Er wies darauf hin, dass über die Hälfte der Rezidive beim resezierten NSCLC nicht lokal, sondern in anderen Organen auftrete. Für diese Patient:innen sei die potentielle Heilungschance ver-geben.
Da eine hohe PD-L1-Expression (PD-L1 TC ≥ 50 %) eine Voraussetzung für den adjuvanten Einsatz von Atezolizumab ist, müsse der PD-L1-Status frühzeitig – idealerweise bereits bei Erstdiagnose, spätes-tens aber während der adjuvanten Chemotherapie – bestimmt werden, so Dickgreber. Derzeit laufen weitere Studien mit Atezolizumab beim NSCLC, zum Beispiel im Rahmen perioperativer Therapiekon-zepte oder als Kombinationspartner neuer Wirkstoffe wie dem gegen das Oberflächenmolekül TI-GIT*** gerichteten Antikörper Tiragolumab.
Birgit-Kristin Pohlmann