Die neue adjuvante zielgerichtete Therapie kann den Daten der Phase-III-Studie ADAURA zufolge das Rezidivrisiko sowie das Risiko für ein ZNS-Rezidiv deutlich senken und so zu einer besseren Prognose für diese Patienten führen [2].
„Mit Osimertinib (Tagrisso®) beginnt eine neue Zeitrechnung für die Behandlung von Patienten mit EGFR-mutiertem (EGFRm-Del19/L858R) NSCLC nach vollständiger Resektion, die in einem frühen Stadium sind: Die Zulassungserweiterung des Tyrosinkinase-Inhibitors (TKI) der dritten Generation für die Stadien IB, II und IIIA birgt für die Patienten die Chance auf ein verlängertes krankheitsfreies Überleben“ [2], so Prof. Martin Reck, Großhansdorf, über die neue Datenbasis.Die ADAURA-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Verträglichkeit des TKI versus Placebo bei vollständig resezierten Patienten mit oder ohne Vorbehandlung mit adjuvanter Chemotherapie. Die Therapie erfolgte bis zu drei Jahre bzw. bis zum Krankheitsrezidiv [2].
Reduziertes Rezidiv- und Sterberisiko
Für die im Rahmen des primären Endpunktes untersuchten Stadien II und IIIA konnte das Rezidiv- und Sterberisiko um 83 % (HR 0,17; 99,06%-KI 0,11–0,26; p < 0,001) reduziert werden [2]. Der Vorteil im krankheitsfreien Überleben (DFS) zeigte sich über alle vordefinierten Subgruppen sowie über alle eingeschlossenen Stadien (IB, II und IIIA), unabhängig von einer vorherigen Chemotherapie. Unter Osimertinib war im Vergleich zu Placebo das Risiko für ein ZNS-Rezidiv um 82 % vermindert (HR 0,18; 95%-KI 0,10–0,33) [2]. Das bekannte Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil des TKI konnte in der ADAURA-Studie bestätigt werden. „Diese überzeugenden Ergebnisse führen in der adjuvanten Therapie zu einem Paradigmenwechsel hin zur gut verträglichen Therapie mit überzeugenden Langzeit-ergebnissen“, fasste Prof. Christian Grohé, Berlin, die Relevanz für die Praxis zusammen.
Frühe Mutationstestung ist das A & O
Die Verträglichkeit sei ein wesentlicher Aspekt für NSCLC-Patienten im adjuvanten Setting, die eine Langzeittherapie bekommen, um das Rezidivrisiko zu senken, führte Reck weiter aus. „Diese Ergebnisse verändern unsere Praxis und unser tägliches Vorgehen“, so der Experte. Wichtig sei es nun, frühzeitig diejenigen Patienten zu identifizieren, die potentiell von dieser Therapie profitieren können, um dann patientenindividuell das geeignete Vorgehen festlegen zu können. „Darum ist eine frühe EGFR-Mutationstestung von hoher Bedeutung. Nach aktuellen Empfehlungen des NCCN (Na-tional Comprehensive Cancer Network) sollte sie bereits am Biopsat oder Resektat vorgenommen werden“ [3], fasste Reck den optimalen Ablauf im Hinblick auf eine mögliche zielgerichtete adjuvante Therapie zusammen.
Bettina Baierl