Obwohl sich die medikamentösen Behandlungsoptionen beim Multiplen Myelom wesentlich verbessert haben, speziell in frühen Linien, bleibt das Myelom eine Erkrankung, die durch Rezidive geprägt ist. Prof. Hartmut Goldschmidt, Heidelberg, wies bei einem Satellitensymposium von BMS darauf hin, dass mit jedem Rezidiv die Remissionsraten geringer und die progressionsfreie Zeit kürzer werden. Insbesondere Patienten, die nicht mehr auf einen Proteasom-Inhibitor (PI), Immunmodulator (IMiD) oder Anti-CD38-Antikörper ansprechen, haben laut Goldschmidt eine sehr schlechte Prognose. Es besteht für diese Patientengruppe deshalb ein hoher Bedarf an neuen Therapiemöglichkeiten.
Im August 2021 hat die Europäische Kommission eine bedingte Marktzulassung für Idecabtagen Vicleucel (Ide-Cel, Abecma®) erteilt. Die Zulassung umfasst die Behandlung von erwachsenen Patienten mit r/r Multiplen Myelom, die mindestens drei vorausgegangene Therapien, einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasominhibitors und eines Anti-CD38-Antikörpers erhalten und unter der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben [1].
Stark vorbehandelte Patienten
Basis der Zulassung sind die Daten der Phase-II-Studie KarMMa [2], in der 128 stark vorbehandelte Patienten nach einer vorgeschalteten Leukapherese die CAR-T-Zell-Therapie mit Ide-Cel erhielten. 84 % der Studienteilnehmer waren dreifach refraktär gegenüber einem IMiD, PI und Anti-CD38-Antikörper, 94 % erhielten die CAR-T-Zellen nach vorangegangener autologer Stammzelltransplantation (ASZT). Primärer Stu-dienendpunkt war die objektive Ansprechrate (ORR).
Hohe Ansprechraten und gut beherrschbares Sicherheitsprofil
Eine aktuelle Auswertung der Studie KarMMa, die im Rahmen der ASCO-Jahrestagung 2021 vorgestellt wurde, blickt auf ein medianes Follow-up von 24,8 Monaten zurück – laut Goldschmidt „die längste mediane Nachbeobachtungszeit einer internationalen globalen Zelltherapie-Studie beim r/r Multiplen Myelom“. Es wurde eine ORR von 73 % erreicht, darunter 33 % komplette und stringente komplette Remissionen (CR/sCR), 20 % sehr gute partielle Remissionen (VGPR) und 20 % partielle Remissionen (PR) [3]. Das mediane OS betrug 24,8 Monate für alle mit Ide-Cel behandelten Patienten und mehr als 20 Monate für verschiedene Risikogruppen, darunter Patienten mit extramedullärer oder dreifach refraktärer Erkrankung sowie ältere Patienten ab 65 Jahre. Mit der Zieldosis von 450 x 106 CAR-T-Zellen wurde sogar eine ORR von 81 % erreicht, darunter 39 % CR/sCR. Die ORR erwies sich als weitgehend unabhängig von der Anzahl der Vortherapien. Bemerkenswert war laut Goldschmidt, dass nur wenige höhergradige Zytokin-Freisetzungssyndrome (CRS) und Neurotoxizitäts-Ereignisse dokumentiert wurden und das Sicherheitsprofil konsistent gut beherrschbar war.
Claudia Schöllmann