ASH 2020: Multiples Myelom – erfolgversprechende Ansätze für die rezidivierte/refraktäre Situation
Im Hinblick auf das Multiple Myelom standen beim virtuellen ASH-Meeting 2020 vor allem Studiendaten zu neuen Substanzen und Wirkstoffkombinationen in den späteren, refraktären Therapielinien im Fokus. Diese neuen Therapieansätze könnten in absehbarer Zeit dazu beitragen, einen dringenden medizinischen Bedarf zu decken, der besonders bei Patienten mit refraktären Rezidiven besteht. Besondere Hoffnung ruht auf Therapieansätzen mit CAR-T-Zellen, bispezifischen Antikörpern und anderen gegen das BCMA-Antigen auf Myelomzellen gerichteten Substanzen.
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Durch die Einführung von Pro-teasom-Inhibitoren und Immunmodulatoren haben sich die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten beim Multiplen Myelom in der vergangenen Dekade wesentlich weiterentwickelt, speziell in der ersten Behandlungslinie.
Auch beim ASH-Meeting 2020 konnten gute Studienergebnisse der Erstlinientherapien im nicht-transplantablen Setting auch im Langzeitverlauf bestätigt werden, etwa mit der Triplette Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason
(D-Rd) [1] und der Vierfachtherapie Daratumumab/Bortezomib/Melphalan/Prednison (D-VMP) [2] [1, 2]. Bei transplantierbaren Patienten bleibt die Hochdosistherapie auch mit Einführung wirksamer neuer Substanzen integraler Bestandteil der Erstlinienbehandlung, wobei das Erreichen einer MRD(minimale Resterkrankung)-Negativität als wichtiges Therapieziel ständig an Bedeutung gewinnt [3]. Trotz der Erfolgsgeschichte in frühen Therapielinien bleibt das Multiple Myelom aber eine Erkrankung, für die Rezidive typisch sind [4]. Insbesondere Patienten, die nicht mehr auf Proteasom-Inhibitoren und Immunmodulatoren sowie einen Anti-CD38- Antikörper ansprechen, haben eine schlechte Prognose.
Gerade in der refraktären Rezidiv-situation besteht demnach ein großer Bedarf an neuen wirksamen Behandlungsoptionen [5].
Daratumumab-basierte Kombinationen
Der hohe Stellenwert des monoklonalen Anti-CD38-Antikörpers Daratumumab in der Rezidivsituation hatte sich bereits in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason in der CASTOR-Studie [6] und in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason in der POLLUX-Studie [7] gezeigt. In beiden Studien konnte mehr als eine Verdoppelung der progressionsfreien Überlebenszeit und eine deutliche Verbesserung der Gesamtansprechrate (ORR) durch Addition des Antikörpers erreicht werden [6, 7].
Inzwischen ist der Antikörper auch in einer subkutanen Formulierung verfügbar, die im Rahmen von Kombinationsregimen sicher anwendbar ist [9].
Bereits beim ASH 2019 waren erste Daten der Phase-III-Studie CANDOR bei Patienten mit einem rezidivierten/refraktären (r/r) Multiplen Myelom vorgestellt worden, in der Daratumumab in Kombination mit Carfilzomib und Dexamethason (KdD) gegenüber Carfilzomib und Dexamethason (Kd) alleine getestet wurde [8]. Dabei hatte sich ein um 37 % vermindertes Risiko für Progression oder Tod (Hazard Ratio (HR) 0,63; p = 0,0014) unter dem Einfluss der Triplette im Vergleich zur Doublette gezeigt [8].
Beim ASH 2020 wurde nun das Update der Studie für das progressionsfreie Überleben (PFS) präsentiert. In der neuen Analyse, die rund 36 Monate nach Aufnahme des ersten Patienten erfolgte, war das mediane PFS im KdD-Arm unter der Tri-plette gegenüber der Doublette nahezu verdoppelt (28,6 vs. 15,2 Monate; Abb. 1), entsprechend einem um 41 % reduzierten Risiko für Progression oder Tod (HR 0,59; 95-%-KI 0,45–0,78) [10].