Rund ein Jahr nach Zulassung von Nivolumab zur Monotherapie des während oder nach einer platinbasierten Therapie progredienten Plattenepithelkarzinoms im Kopf-Hals-Bereich (SCCHN; [1]) konsolidiert sich die Datenlage in Sachen Überlebensvorteil und Verträglichkeit.
Robert Ferris, Pittsburgh, federführender Autor der Zulassungsstudie von Nivolumab (Opdivo®) in dieser Indikation, reichte am 7. April 2018 das Update der CheckMate-141-Studie bei „Oral Oncology“ ein [2], präsentierte am 16. April die Daten auf der AACR-Jahrestagung in Chicago und hielt Mitte Mai schließlich bei der DGHNO-Jahrestagung in Lübeck die renommierte Wullstein-Lecture. Nach den Worten der Kongresspräsidentin Prof. Dr. Barbara Wollenberg, HNO-Klinik der Universität Lübeck, ist Nivolumab derzeit noch beim Therapieversagen nach platinbasierter Therapie zu verorten. Aber angesichts der Tatsache, dass noch immer rund 60% der Primärdiagnosen im Stadium III und IV erfolgen und dass zahlreiche neue Studien vor Auswertung und Veröffentlichung stehen, dürfte die Bedeutung der Checkpoint-Inhibition rasch zunehmen. „Checkpoint-Inhibitoren und andere immunonkologische Ansätze werden beim SCCHN unseren Alltag bestimmen“, prognostiziert Wollenberg.
Weniger, aber auch weniger bekannte Toxizität
Das gelte nicht nur im Hinblick auf therapeutische Erfolge, sondern auch bezüglich der Verträglichkeit. „Im CheckMate-141-Update betrafen schwerwiegende Nebenwirkungen 15% der immuntherapierten Patienten“, so Prof. Dr. Viktor Grünwald, Hannover – was für diese Art der Therapie relativ wenig sei. Allerdings wies Grünwald darauf hin, dass direkte Vergleichbarkeit nicht gegeben sei: „Eine immunvermittelte Nebenwirkung ist etwas ganz anderes als eine Chemotherapie-induzierte Neutropenie“, mit der zudem Klinikärzte in der Regel umzugehen wüssten. Probleme und Lernbedarf bestünden laut Grünwald noch im Umgang mit oft verzögert auftretenden „Autoimmun-Phänomenen“ wie einer Kolitis mit Kryptenverlust. Grünwald verwies auf die randomisierte Phase-II-Studie AIO-KHT-0117 zur Optimierung der SCCHN-Immuntherapie; interessierte Zentren wenden sich nach seinen Angaben an Thomas.Wagener@aio-studien-ggmbh.de
CheckMate-141-Update demonstriert
Überlebensvorteil
In der offenen, randomisierten Phase-III-Studie CheckMate-141 erhielten 361 Patienten mit rezidiviertem SCCHN im Verhältnis 2 : 1 entweder Nivolumab oder eine Monotherapie nach Wahl des Prüfarztes (Cetuximab, Docetaxel oder Methotrexat). Bei Immuntherapierten reduzierte sich das Sterberisiko um 32%, das mediane Gesamtüberleben betrug 7,7 versus 5,1 Monate. Zugelassen ist Nivolumab seit April 2017 zur Monotherapie für die Behandlung des Plattenepithelkarzinoms des Kopf-Hals-Bereichs bei Erwachsenen mit einer Progression während oder nach einer platinbasierten Therapie.
Martin Roos
Satellitensymposium „Checkpoint-Inhibitoren & Beyond – Wie geht es weiter in der Therapie von Kopf-Hals-Tumoren?“ im Rahmen der 89. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO) am 11.05.2018 in Lübeck, unterstützt von Bristol-Myers Squibb, München.