Welche Chancen bieten sich durch neue diagnostische Methoden zur Stratifizierung für Immuntherapeutika und welche Rolle spielt dabei die Bestimmung der Mutationslast? Im Rahmen eines Fachmediengesprächs anlässlich der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 2018 wurden diese Fragen am Beispiel des Lungenkarzinoms diskutiert.
Mit der Immunonkologie haben sich unter anderem bei Patienten mit Lungenkarzinom die therapeutischen Möglichkeiten deutlich erweitert. Eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz ist die Identifizierung prädiktiver Biomarker zur Selektion der Patienten, die am wahrscheinlichsten von einer Behandlung mit Immun-Onkologika profitieren. Für das Lungenkarzinom gewinnt hier im Moment die Bestimmung der Tumormutationslast (Tumor Mutational Burden, TMB) an Bedeutung. Die Entscheidung zur Immuntherapie mit PD-1-/PD-L1-Inhibitoren beruht derzeit auf der immunhistochemischen Bestimmung der PD-L1-Expression auf der Oberfläche der Tumorzellen. Hier können jedoch auch PD-L1-negative Patienten von einer Therapie profitieren, erklärte Prof. Dr. Frank Griesinger, Oldenburg. Weitere Analysen zeigen, dass besonders die Patienten auf eine Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren ansprechen, deren Tumoren eine erhöhte TMB aufweisen [1]. Prospektive Daten der CheckMate-227-Studie, die auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research (AACR) 2018 präsentiert wurden, stützen aktuell den prädiktiven Nutzen der TMB-Bestimmung beim Lungenkarzinom. Danach verbesserte eine duale Checkpoint-Blockade mit Nivolumab/Ipilimumab in der Erstlinie das progressionsfreie Überleben (PFS) von Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit hoher Mutationslast signifikant gegenüber einer Chemotherapie, und zwar unabhängig vom PD-L1-Status des Tumors, so Griesinger (medianes 1-Jahres-PFS 43% vs. 13%; Hazard Ratio 0,58; p = 0,0002; [2]).
Hybrid-Capture-basierte NEO-Technologie zur TMB-Bestimmung in der Routinediagnostik
Die Hybrid-Capture-Technologie von NEO New Oncology soll dem Pathologen zukünftig beste Voraussetzungen zur Bestimmung der Mutationslast im Rahmen seiner molekularen Routinediagnostik bieten. Dr. Markus Falk, Hämatopathologie Hamburg, hat bereits Erfahrungen mit NEOplus gesammelt: „Für die Molekularpathologie ist es wichtig, dass wir die Tumormutationslast im eigenen Labor idealerweise in einem Schritt mit allen relevanten Treibermutationen bestimmen können, und uns für die Interpretation eine leistungsfähige Bioinformatik zur Verfügung steht. So ist sichergestellt, dass die behandelnden Ärzte aus dem in der Regel limitierten Probenmaterial von uns alle therapierelevanten Informationen zu prädiktiven Markern für zielgerichtete wie auch für Immuntherapien erhalten“.
Bettina Baierl
Fachmediengespräch der NEO New Oncology GmbH „Immuntherapie – welcher Patient profitiert? Analyse der Tumormutationslast als prädiktiver Marker“ im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie am 24.05.2018 in Berlin.