Aggressive Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) werden unterteilt in NHL ausgehend von den B-Lymphozyten (B-NHL) oder ausgehend von den T-Lymphozyten (T-NHL). Die B-NHL sind dabei mit 85 % aller NHL deutlich häufiger. Aggressive Lymphome sind durch ein schnelles Wachstum charakterisiert und führen unbehandelt rasch zum Tod. Der häufigste Vertreter der B-NHL ist das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL). Dieser Artikel konzentriert sich auf neue Therapiestrategien beim DLBCL sowie beim primär mediastinalen B-Zell-Lymphom.
Innovative Behandlungsmethoden wie neue monoklonale Antikörper, die CD19-gerichtete CAR-T-Zell-Therapie oder Antikörper-Wirkstoff-Konjugate haben die Therapie des DLBCL in den vergangenen Jahren revolutioniert und insbesondere die Prognose von Patient:innen mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL deutlich verbessert.
Das DLBCL stellt mit etwa sieben Fällen pro 100.000 Einwohner:innen pro Jahr das häufigste Lymphom bei Erwachsenen dar. Die Inzidenz nimmt mit steigendem Alter zu; Männer sind dabei etwas häufiger betroffen als Frauen [1].
Histologie und Klassifikation
Für eine risikoadaptierte Therapie des DLBCL ist die genaue diagnostische Zuordnung durch die Beurteilung erfahrener Hämatopatholog:innen obligat. Es wird eine ausreichend große Gewebeprobe, bestenfalls durch die Entnahme eines gesamten Lymphknotens, benötigt. Eine CT-gesteuerte Stanzbiopsie sollte nur bei schwer zugänglichen Lymphknoten erfolgen.
Im Juni 2022 wurde die fünfte Edition der WHO-Klassifikation maligner Lymphome [2] und im September 2022 die Aktualisierung der Internationalen Konsensus-Klassifikation reifer lympathischer Neoplasien (ICC; [3]) veröffentlicht. Das DLBCL wird dabei den reifen B-Zell-Neoplasien zugeordnet. Die häufigste Unterform stellt das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom, nicht anderweitig klassifiziert (DLBCL, NOS) mit Unterteilung in ein DLBCL, NOS vom Keimzentrumstyp („germinal center B-cell-like“, GCB) und ein DLCBL, NOS vom Nicht-Keimzentrumstyp („activated B-cell-like“, ABC) dar. Die Unterscheidung ist wichtig, da die beiden Subtypen wahrscheinlich ein unterschiedliches Ansprechen auf bestimmte Substanzen aufweisen. Eine Therapiestratifizierung anhand der beiden Unterformen ist allerdings bislang nicht erfolgt. Um eine Abgrenzung des DLBCL, NOS vom prognostisch ungünstigeren High-Grade-B-Zell-Lymphom (HGBL) vornehmen zu können, sollte das Gewebe bei Erstdiagnose auf ein MYC- und BCL2- und/oder BCL6-Rearrangement (nachrangig) untersucht werden. Das HGBL mit einem MYC- und BCL2- und/oder BCL6-Rearrangement wird dabei auch als „double-hit“-Lymphom bezeichnet; der Subtyp des „triple-hit“-Lymphoms wurde in den neuen Klassifikationen bei fehlender klinischer und therapeutischer Relevanz abgeschafft. Neben den zwei genannten eigenständigen Entitäten sind zudem das T-Zell-reiche/histiozytenreiche B-Zell-Lymphom und das EBV(Epstein-Barr-Virus)-positive DLBCL häufige Subklassen. Therapeutisch relevant ist die Abgrenzung zum primär mediastinalen großzelligen B-Zell-Lymphom (PMBL), welches im Kasten S. 400 näher behandelt wird [2, 3].
Klinisches Bild und Ausbreitungsdiagnostik
Patient:innen mit DLBCL präsentieren sich klassischerweise mit rasch progredienter Lymphadenopathie und häufig bestehender B-Symptomatik. Bei Knochenmarksbefall können zusätzlich Blutbildeinschränkungen mit einhergehender Symptomatik wie Abgeschlagenheit und Infekt- oder Blutungsneigung bestehen.
Die Stadieneinteilung des DLBCL erfolgt seit mehr als 30 Jahren gemäß der Ann-Arbor-Klassifikation (Tab. 1; [5]).