Quadruplet-Induktion beim neu diagnostizierten Myelom
Moderne Vierfachkombinationen unter Einbeziehung eines Anti-CD38-Antikörpers setzen sich bei Patient:innen mit einem neu diagnostizierten Myelom (NDMM) immer mehr durch, wie es auch aktuelle Daten vom ASH 2022 untermauern. Wie tief die mit Kombinationen erreichbaren Remissionen sind, konnte bereits in mehreren klinischen Studien gezeigt werden.
An dieser Stelle sei beispielhaft auf die bereits beim ASH-Meeting 2021 vorgestellte Phase-III-Studie HD7 der GMMG (German-Speaking Myeloma Multicenter Group) mit dem Anti-CD38-Antikörper Isatuximab zusammen mit Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason (Isa-RVd) verwiesen [1], ferner auf die Phase-II-Studie CASSIOPEIA mit Daratumumab (D) in Kombination mit Bortezomib, Thalidomid und Dexamethason (D-VTd) [2] sowie die Phase-II-Studie GRIFFIN, die eine Induktions-/Konsolidierungstherapie mit D, hier in Kombination mit RVd (Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason), versus RVd, gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Daratumumab/Lenalidomid versus Lenalidomid, evaluierte [3]. In der letztgenannten Studie hatte sich gezeigt, dass im D-RVd-Arm gegenüber dem RVd-Arm signifikant mehr stringente komplette Remissionen (sCR) (66 % vs. 47,4 %; p = 0,0096) und eine höhere Rate an MRD(minimale Resterkrankung)-Negativität (10–5) auftrat (64,4 % vs. 30,1 %; p < 0,0001). Beim ASH-Meeting 2022 wurden ergänzend die Daten der GRIFFIN-Studie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (hrQoL) vorgestellt, die von den Erkrankten mittels der Fragebögen EORTC QLQC30, EORTC QLQMY20 und EQ-5D-5L über eine mediane Nachbeobachtungszeit von knapp 50 Monaten selbst berichtet worden waren. Sie zeigten, dass die gute Wirksamkeit des Quadruplets nicht durch Einbußen bei der Lebensqualität erkauft werden musste. Im Gegenteil: Wie Rebecca Silbermann, Portland, Oregon, USA, berichtete, gaben Erkrankte in beiden Behandlungsarmen an, dass sich die hrQoL in der Gesamtbetrachtung verbesserte und Fatigue sowie vor allem Schmerzen zurückgingen, dass jedoch die Verbesserungen unter dem Einfluss von Daratumumab besonders ausgeprägt waren [4].
Relevante Studiendaten zur Vierfachtherapie in der Erstlinie betrafen die Phase-II-Studie CONCEPT der GMMG. Unsere eigene Arbeitsgruppe durfte beim ASH-Meeting eine geplante Zwischenanalyse dieser akademischen Studie vorstellen, die sich explizit dem Einsatz einer Vierfachkombination bei Patient:innen mit NDMM und Hochrisiko(HR)-Konstellation widmet [5]. Hintergrund unseres Ansatzes ist die Erkenntnis, dass Erkrankte mit HRMM trotz Fortschritten in der Therapie weiterhin signifikant schlechtere Überlebensergebnisse als Patient:innen ohne HR-Erkrankung haben, wobei das ISS-Erkrankungsstadium, der LDH-Spiegel und das Vorhandensein von del(17p), t(4;14) und/oder 1q21+ das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS) der Erkrankten besonders stark beeinflussen [6]. Vor allem das gleichzeitige Auftreten mehrerer HR-Aberrationen bzw. -Merkmale verschlechtert die Prognose weiter und stellt einen unabhängigen Prädiktor für eine MM von sehr hohem Risiko dar, wie eine aktuelle Metaanalyse von rund 5.800 Patient:innen aus klinischen Studien beim ASH erneut bestätigte [7]. Da Quadruplet-Therapien unter Einbeziehung eines Anti-CD38-Antikörpers beispiellose Ansprech-, MRD-Negativitäts- und PFS-Raten beim NDMM erzielen konnten, wurden sie nun speziell bei neu diagnostizierten Hochrisikoerkrankten mit dem genetischen Nachweis einer del(17p), t(4;14), t(14;16) oder ≥ 3 Kopien + 1q21 bei gleichzeitigem Vorliegen eines ISS-Stadiums II oder III evaluiert. Zielparameter war das Erreichen einer MRD-Negativität nach Konsolidierung, die auch bei HRMM mit einem verbesserten PFS und OS assoziiert ist [8].