Urothelkarzinom
Subgruppenanalyse zur JAVELIN-Bladder-100-Studie
In der beim Jahreskongress 2020 der ASCO prominent vorgestellten Studie JAVELIN Bladder 100 profitierten Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom, die nach der Platin-basierten Erstlinientherapie noch keinen Progress erlitten hatten, von einer Erhaltungstherapie mit Avelumab zusammen mit Best Supportive Care (BSC); der Überlebensvorteil gegenüber alleiniger BSC war signifikant [1]. Der PD-L1-Antikörper ist mittlerweile in dieser Indikation zugelassen.
Auf dem diesjährigen ASCO stellte nun Prof. Thomas Powles, London, UK, eine Post-hoc-Analyse genomischer und klinischer Subgruppen der Studie vor, die klären sollte, welche Patienten von der Immun-Erhaltungstherapie einen besonders deutlichen Vorteil haben [2]. Hinsichtlich klinischer Kriterien profitierten insbesondere Patienten mit einem Karzinom des unteren Harntrakts (HR 0,62), Patienten, bei denen nach der Chemotherapie nur Lymphknoten befallen waren (HR 0,55) sowie Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht-resezierbarem Tumor (HR 0,40). Bei den genomischen Subtypen gemäß TCGA (The Cancer Genome Atlas) wurde in allen Subgruppen eine etwa 30%ige Risikoreduktion (HR 0,62–0,68) beobachtet, außer bei luminalen Tumoren (HR 1,01). „Mit der molekularen Analyse ließen sich kaum die Patienten identifizieren, die von der Avelumab-Erhaltung besonders profitieren. In Zukunft müssen wir hier mit anderen Biomarkern arbeiten”, so Powles.
Muskelinvasives Blasenkarzinom – blasenerhaltende Therapie mit Pembrolizumab
Eine multizentrische Phase-II-Studie untersuchte, ob eine Radiochemotherapie mit Pembrolizumab und Gemcitabin in Kombination mit einer simultanen hypofraktionierten Strahlentherapie als blasenerhaltende Therapie bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom, für die keine Zystektomie infrage kam, ausreichend wirksam war [3]. 54 Patienten wurden eingeschlossen, von denen 6 in einer Sicherheits- und 48 in der Effektivitätskohorte ausgewertet wurden. Die Therapie war gut verträglich, die Effektivität vielversprechend.
Die Checkpoint-Inhibitor-basierte Kombination führte zu einer klinisch relevanten Komplettremission. Nach einer medianen Nachbeobachtung von 14,6 Monaten betrug das geschätzte 1-Jahres-Überleben mit intakter Blase 88 % – die kurze Nachbeobachtungszeit lässt hier noch keine abschließende Beurteilung zu. Das metastasenfreie Überleben nach einem Jahr betrug 85 %. Die meisten Nebenwirkungen waren geringgradig, so Dr. Arjun Balar, New York, USA. 9 von 48 Patienten mussten aufgrund immunvermittelter Nebenwirkungen mit systemischen Kortikosteroiden behandelt werden.
Nierenzellkarzinom
Adjuvant verabreichtes Pembrolizumab neuer Standard?
Bisher wurde Patienten mit lokalisiertem Nierenzellkarzinom (RCC) nach der Operation nur eine Nachbeobachtung angeboten. Eine adjuvante Standardtherapie nach der Operation existiert nicht, außerhalb von klinischen Studien wird in den Leitlinien keine adjuvante Therapie empfohlen. Dabei unterscheidet sich das Rezidivrisiko der Patienten je nach Tumorstadium und Grading erheblich.
Die als Late-Breaking Abstract vorgestellten Ergebnisse der Phase-III-Studie KEYNOTE-564 zeigten nun, dass eine adjuvante Immuntherapie mit Pembrolizumab das krankheitsfreie Überleben (DFS) von Patienten, deren RCC vollständig reseziert werden konnte, signifikant verlängert [4]. In die doppelblinde Studie wurden 949 Patienten mit klarzelligem RCC mit intermediär-hohem oder reinem hohem Risiko sowie Patienten mit erfolgreicher Metastasenresektion im ersten Jahr nach Primärdiagnose und Nephrektomie eingeschlossen; sie erhielten in einer 1:1-Randomisierung über etwa ein Jahr (17 Zyklen) entweder Pembrolizumab oder Placebo alle drei Wochen. Nach im Median zwei Jahren Nachbeobachtung reduzierte Pembrolizumab das Risiko für Progression oder Tod um 32 % (HR 0,68, 95%-KI 0,53–0,87; p = 0,0010). Die 2-Jahres-DFS-Rate lag im Pembrolizumab-Arm geschätzt bei 77,3 % gegenüber 68,1 % unter Placebo (Abb. 1).