Prävention von Übelkeit und Erbrechen nach medikamentöser Tumortherapie bei Erwachsenen
Übelkeit und Erbrechen unter klassischer Chemotherapie (Chemotherapy-Induced Nausea and Vomiting, CINV) lassen sich heute durch antiemetische Prophylaxe-Regime weitgehend erfolgreich kontrollieren. Besonders wirksam verhindern die Prophylaxe-Schemata Erbrechen, die Kontrolle der Übelkeit ist etwas schwieriger. Bei vielen Tumorentitäten rückt die Chemotherapie jedoch in den Hintergrund, und immunonkologische und zielgerichtete Therapien werden immer wichtiger. Diese und vor allem kontinuierliche orale Tumortherapien stellen die antiemetische Prophylaxe vor neue Herausforderungen.
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Übelkeit und Erbrechen belasten die Betroffenen nicht nur subjektiv enorm, sondern sie gefährden auch den Erfolg der Tumortherapie, indem sie die Therapieadhärenz reduzieren, einer Mangelernährung Vorschub leisten und Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust verstärken können. Für die Prophylaxe werden akut und verzögert auftretende Symptome unterschieden:
- Akute Übelkeit/Erbrechen tritt innerhalb der ersten 24 Stunden nach der medikamentösen Therapie auf. Pathophysiologisch liegt hauptsächlich die Freisetzung von Serotonin (5-Hydroxytryptamin [5-HT3]) aus den enterochromaffinen Zellen im Dünndarm zugrunde.
- Verzögerte Übelkeit/Erbrechen tritt nach den ersten 24 Stunden für bis zu fünf Tage nach der medikamentösen Therapie auf. Bei der verzögerten Symptomatik ist v. a. Substanz P, die spezifisch an den Neurokinin-1(NK1)-Rezeptor bindet, beteiligt. Verzögerte Symptome sind v. a. bei hoch und moderat emetogenen Chemotherapieregimen (Cis- und Carboplatin, Anthrazyklin/Cyclophosphamid-Kombination) häufig.
Die Patient:innen müssen über den gesamten Risikozeitraum durch eine adäquate Prophylaxe, bei der die involvierten Neurorezeptoren blockiert werden, geschützt werden. Bei Mehrtagestherapien sind Überschneidungen akuter und verzögerter Symptome zu berücksichtigen.
Das Risiko für Übelkeit und Erbrechen wird v. a. vom emetogenen Potential der applizierten Substanzen, bei Kombinationsregimen dem Agens mit dem höchsten emetogenen Potential, bestimmt. Bei Kombinationstherapien erhöht sich das Risiko gegenüber Einzelsubstanzen nicht, mit Ausnahme der Kombination von Anthrazyklin und Cyclophosphamid zur Therapie des Mammakarzinoms, die als hoch emetogen klassifiziert wird.
Bei intravenös applizierten Substanzen werden vier Risikoklassen unterschieden mit folgendem Emesis-Risiko ohne Prophylaxe (Tab. 1):