Das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC) betrifft etwa 12–15 % der malignen Lungentumoren. In Deutschland erkranken jährlich ca. 7.000 bis 8.000 Personen. Die Inzidenz beträgt bei Männern ca. 15/100.000, bei Frauen ca. 7/100.000 [1]. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei über 70 Jahren. Hauptrisikofaktor ist das Rauchen [1].
Das SCLC ist durch eine hohe Zellteilungsrate und eine rasche Wachstumsprogredienz gekennzeichnet. Der hohe Anteil sich teilender Tumorzellen begründet zum einen die hohe Sensibilität des Tumors gegenüber Chemo- und Strahlentherapie, die meist mit einem schnellen Ansprechen auf diese Therapien einhergeht. Zum anderen wird in der Regel aber auch eine frühzeitige Streuung und Ausbreitung der malignen Zellen beobachtet, was mit kurzen Remissionsdauern und einem hohen Rezidivrisiko einhergeht.
Unter diesen Voraussetzungen verwundert es nicht, dass die Prognose für Patient:innen mit SCLC ungünstig ist [2].Bei Betroffenen mit ausgedehnter Erkrankung – das ist die Mehrzahl der Betroffenen bei Erstdiagnose – beträgt die mediane Überlebenszeit 9–12 Monate; die 2-Jahres-Überlebensrate liegt bei 5–10 %. Ein 5-Jahres-Überleben wird nur in Ausnahmefällen erreicht [1].
Klinisches Bild
Die klinische Symptomatik des SCLC mit Dyspnoe, Husten oder Zeichen der oberen Einflussstauung sowie der kurzen Anamnese unterscheidet sich kaum von derjenigen des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC). Eine Besonderheit des Kleinzellers ist, dass zusätzlich paraneoplastische Syndrome auftreten können, am häufigsten assoziiert mit endokrinen Krankheitsbildern, die beim NSCLC kaum beobachtet werden [3] (Tab. 1):
Leitsymptom des Syndroms der inappropiaten („inadäquaten“) Sekretion von Antidiuretischem Hormon (SIADH) ist Hyponatriämie; beim Cushing-Syndrom mit ektopischer ACTH(Adreno-kortikotropes Hormon)-Sekretion (ACTH-Syndrom) ist das klinische Cushing-Bild aufgrund der klinisch kurzen Entwicklungszeit oft nicht vollständig entwickelt. Das Lambert-Eaton-Syndrom ist durch eine Schwäche der Muskulatur mit Dysarthrie, Schluckstörungen und proximalen Extremitätenparesen gekennzeichnet [1]. Symptome, die auf paraneoplastische Syndrome zurückzuführen sind, können beispielsweise Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtszunahme oder -verlust, Muskelschwäche, Probleme mit dem Gleichgewicht oder dem Gehen, Veränderungen des mentalen Status und/oder Veränderungen von Hautfarbe bzw. Hautbeschaffenheit sein.