Beim MPM besteht ein großer medizinischer Bedarf an neuen Behandlungsoptionen, denn mit den bisher verfügbaren Therapien ist die Prognose der Patient:innen ungünstig. Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten liegen bei 8 % für Männer bzw. 13 % für Frauen [4]. Zu den ungünstigen Überlebensaussichten trägt auch bei, dass die Erkrankung meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird [3], weil sie über einen langen Zeitraum symptomlos bleibt [1]. Das MPM wird in 90 % der Fälle von einer früheren, meist beruflich bedingten Asbestexposition verursacht [1].
Beim MPM werden vorwiegend drei histopathologische Subtypen unterschieden, die mit einer unterschiedlichen Prognose assoziiert sind. Der mit einem Anteil von 50–60 % häufigste epitheloide Subtyp geht mit einer historisch vergleichsweise günstigen Prognose einher (1-Jahres-Gesamtüberleben (OS) 55 %), während die Überlebensaussichten von Patient:innen mit sarkomatoidem Subtyp (Anteil 10–20 %) bislang sehr ungünstig waren (1-Jahres-OS-Rate 12 %). Beim biphasischen Subtyp (Anteil 20–30 %), der beide histologischen Komponenten beinhaltet, liegt die Prognose zwischen der des epitheloiden und des sarkomatoiden Subtyps (1-Jahres-OS-Rate 38 %) [4, 5].
Beim lokalisierten Befund kann in Abhängigkeit vom histologischen Subtyp und dem Allgemeinzustand des/der Patient:in eine multimodale Therapie, bestehend aus operativer Resektion und systemischer Behandlung, angeboten werden [1]. In jüngster Zeit hat sich mit einer dualen Checkpoint-Inhibition eine neue zugelassene Therapieoption in der Erstlinientherapie des nicht-resezierbaren Pleuramesothelioms ergeben, die in der Zulassungsstudie mit einem relevanten Überlebensvorteil für betroffene Patient:innen einherging [6]. Weitere immunonkologische Behandlungsstrategien werden aktuell im Rahmen klinischer Studien geprüft (s. u.).
Komplexe Behandlungsoptionen
Das MPM sollte aufgrund der Seltenheit seines Auftretens, aber auch wegen der komplexen Behandlungsstrategien bevorzugt in einem spezialisierten Zentrum mit besonderer Expertise für diese Tumorentität behandelt werden [4]. Seit 2021 können Lungenkrebszentren von der Deutschen Krebsgesellschaft zusätzlich als Mesotheliom-Einheit akkreditiert werden (https://www.oncomap.de/centers?selectedOrgan=Mesotheliom). Auf diese Weise ist sichergestellt, dass betroffene Patient:innen umfassend über mögliche Therapieoptionen und das jeweilige Nebenwirkungsmanagement informiert und beraten werden sowie ggf. an einer klinischen Studie teilnehmen können.
Die Behandlung besteht üblicherweise aus einer systemischen Therapie, die in früheren Krankheitsstadien mit einer Operation ergänzt werden kann [1].
Chirurgie
Bei vorliegender Resektabilität ist die chirurgische Intervention ein wichtiger Bestandteil der multimodalen Therapie, vor allem für Patient:innen, die an einem epitheloiden Mesotheliom erkrankt sind. Wegen des diffusen anatomischen Wachstums des Tumors ist allerdings eine R0-Resektion mit weitem Sicherheitsabstand – wie sie bei anderen soliden Tumoren üblich ist – kaum zu erreichen [1]. Ziel des operativen Eingriffs ist demnach die makroskopische Tumorfreiheit. Diese erfolgt durch visuelle intraoperative Abschätzung vonseiten der Chirurgin/des Chirurgen (angestrebt wird ein Tumorrest von < 1 cm nach der Resektion) und ist mit einer hohen Rezidivgefahr verbunden [1, 7].
Vor der Operation sind ein initiales Staging mittels CT Thorax/Abdomen sowie ein endobronchialer Ultraschall (EBUS) zur Abklärung der Resektabilität und zur histologischen Sicherung sinnvoll [1]. Ein Pleuraerguss sollte, bei gleichzeitigem Verdacht auf das Vorliegen eines Pleuramesothelioms, mittels Video-assistierter Thorakoskopie (VATS) mit Pleurabiopsie abgeklärt werden, um eine suffiziente histologische Diagnose zu ermöglichen [8].
Bei klinischem und/oder radiologischem Verdacht auf das mögliche Vorliegen eines Pleuramesothelioms ist eine histologische Abklärung mittels VATS ebenfalls das Mittel der Wahl. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation sowie der Operationserfolg hängen auch vom histologischen Subtyp ab: Beim epitheloiden Subtyp ist das postoperative Überleben mit median 20 Monaten besser als beim biphasischen (ca. 13 Monate) oder sarkomatoiden Subtyp (ca. 8 Monate) [9] (Abb. 1).