Für die Erstlinienbehandlung der CML stehen neben dem Erstgenerations-TKI Imatinib die Zweitgenerations-TKI Nilotinib, Dasatinib und Bosutinib zur Verfügung, die Phase-III-Studien zufolge im Vergleich zu Imatinib eine schnellere und tiefere Remission induzieren [1–3]. Für Nilotinib und Dasatinib konnte auch im Langzeitverlauf gegenüber Imatinib eine erhöhte Rate an molekularen Remissionen, ein reduziertes Risiko für eine CML-Progression in akzelerierte Phasen und/oder Blastenkrise sowie ein vermindertes Risiko für CML-assoziierte Mortalität gezeigt werden [1, 2].
Beim ASH-Kongress 2019 stellte Andreas Hochhaus, Jena, aktualisierte Daten der Phase-III-Studie TIGER vor. Diese vergleicht bei 717 Patienten mit Ph+ CML in der chronischen Phase die Erstlinienbehandlung mit Nilotinib kombiniert mit pegIFNα randomisiert mit einer Nilo-tinib-Monotherapie, wobei auf die Induktionsphase bei Erreichen einer MMR (≤ 0,1 % BCR-ABLIS) jeweils eine mindestens 24-monatige Erhaltungstherapie mit Nilotinib (Monotherapiegruppe) oder pegIFNα (Kombinationsgruppe) folgt. Wird eine über mindestens 12 Monate anhaltende MR4 (< 0,01 % BCR-ABLIS) erreicht, ist in beiden Armen ein Absetzversuch vorgesehen. Koprimäre Endpunkte der Studie sind die MMR-Rate nach 18 Monaten sowie die Möglichkeit des Absetzens bei stabiler MR4 nach den jeweiligen Erhaltungstherapien, wichtige sekundäre Endpunkte umfassten das Erreichen einer MR4 (< 0,01% BCR-ABLIS) oder MR4,5 < 0,0032 % BCR-ABLIS) während der Erhaltung und nach Absetzen der Medikationen. Die mediane Beobachtungszeit seit der Rekrutierung betrug bei der beim ASH vorgestellten Analyse 44,6 Monate. 225 Patienten hatten bereits alle Medikationen abgesetzt und eine therapiefreie Remission (TFR) erreicht [4].
Schnellere und tiefere Remissionen
Wie Hochhaus in Orlando berichtete, unterschieden sich die Ergebnisse zum primären Endpunkt MMR nach 18 Monaten nicht statistisch signifikant (81,9 % Nilotinib mono und 86,5 % für Nilotinib/pegIFNα, p = 0,13), wohl aber führte die Therapieintensivierung mit PEG-IFNα im Vergleich zur Nilotinib-Monotherapie zu einer signifikant höheren Rate an MR4 (49,0 % vs. 39,2 %; p = 0,022) und MR4,5 (32,6 % vs. 23,1 %; p = 0,0097) (Tab. 1) [4].