Dafür sprechen zum Beispiel die Resultate einer Registerstudie, in der aus der US-amerikanischen National Cancer Database retrospektiv die Daten von beinahe 35.000 Patienten analysiert wurden, bei denen in einem 6-Jahres-Zeitraum zwischen 2010 und 2015 ein NSCLC im Stadium IV diagnostiziert worden war. Sie wurden nach der erhaltenen Primärtherapie in drei Gruppen stratifiziert:
- chirurgische Resektion plus systemische Therapie (n = 835),
- Perkutane Bestrahlung oder Thermoablation plus systemische Therapie (n = 9.539),
- ausschließlich systemische Therapie (n = 24.513).
In einer multivariaten Analyse, in der Störfaktoren berücksichtigt wurden, die die Art der Therapie beeinflusst haben konnten, war hinsichtlich des Gesamtüberlebens die Operation mit anschließender systemischer Behandlung den beiden anderen Therapieformen überlegen (Hazard Ratio gegenüber Strahlen- oder Ablationstherapie 0,62; p < 0,001, gegenüber systemischer Therapie alleine 0,59; p < 0,001). Auch die Strahlen-/Ablationstherapie war geringfügig, aber signifikant besser als die alleinige Systemtherapie (HR 0,95; p = 0,002). Interaktionsanalysen zeigten, dass die Strahlen- oder interventionelle Therapie besonders bei Plattenepithelkarzinomen im Stadium IV mit begrenztem T- und N-Stadium sowie einer Oligometastasierung von Vorteil gegenüber der alleinigen Systemtherapie war (Gesamtüberlebensraten 60,4% vs. 45,4% nach einem, 32,6% vs. 19,2% nach zwei und 20,2% vs. 10,6% nach drei Jahren; HR 0,68; p < 0,001).
Der retrospektive Charakter der Untersuchung limitiert die Aussagekraft, andererseits sind Patientenzahlen von mehr als 30.000 in keiner kontrollierten Studie möglich. Es wird damit immer wahrscheinlicher, dass auch im Stadium IV eine lokale vor der systemischen Therapie die Überlebensaussichten von Patienten mit NSCLC verbessert.
Josef Gulden