Lokal begrenzte Plattenepithelkarzinome des Oropharynx werden heute meist transoral operiert – mit anschließender Neck dissection – und weniger bestrahlt, obwohl es keine randomisierten Studien zum Vergleich dieser Modalitäten gibt. Eine kanadisch-australische Studiengruppe hat deshalb in einer randomisierten Phase-II-Studie bei insgesamt 68 Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Stadien T1–2, N0–2 die transorale robotergestützte Chirurgie einschließlich Neck dissection mit einer Radiotherapie (70 Gy, mit Chemotherapie bei N1–2) verglichen.
Primärer Endpunkt war die mit dem Schlucken verbundene Lebensqualität nach einem Jahr, bestimmt mit dem MD Anderson Dysphagia Inventory, wobei ein klinisch bedeutsamer Unterschied mindestens zehn Punkte auf der hundertteiligen Skala ausmachen sollte. Es zeigte sich tatsächlich ein Unterschied zugunsten der Strahlentherapie, der mit 86,9 versus 80,1 Punkten zwar statistisch signifikant (p = 0,042), aber nach der genannten Definition nicht klinisch relevant ausfiel. Im Strahlentherapie-Arm gab es häufiger Neutropenien (18% vs. 0%), Gehörverlust (38% vs. 15%) und Tinnitus (35% vs. 6%), aber weniger Fälle von Trismus (3% vs. 26%). Die häufigsten Nebenwirkungen waren unter der Radiotherapie je sechs Fälle von Dysphagie und Gehörverlust sowie vier Fälle von Mukositis (alle vom Grad 3) sowie nach der Operation neun Fälle von Dysphagie (alle vom Grad 3). Außerdem gab es einen blutungsbedingten Todesfall im OP-Arm.
Bezüglich der Lebensqualität gibt es also keine wirklich dramatischen Unterschiede zwischen beiden Therapiemodalitäten. Die Patienten sollten daher, so die Empfehlung der Autoren, über beide Optionen aufgeklärt werden.
Josef Gulden
Nichols AC et al. Radiotherapy versus transoral robotic surgery and neck dissection for oropharyngeal squamous cell carcinoma (ORATOR): an open-label, phase 2, randomised trial. Lancet Oncol 2019, Aug 12 [Prepub ahead of print, DOI 10.1016/S1470-2045(19)30410-3].