Metastasiertes HER2-positives Mammakarzinom - Herausforderung Sequenztherapie: Wie neue Substanzen in Therapie einordnen?
DOI: https://doi.org/10.47184/tk.2024.02.2 Die Entwicklung innovativer, zielgerichteter HER2-basierter Substanzen hat die Therapielandschaft des HER2-positiven (HER2+) Mammakarzinoms grundlegend verändert und die Prognose dieser aggressiven Erkrankung entscheidend verbessert. Zugelassene Substanzen umfassen inzwischen monoklonale Antikörper („monoclonal antibodies“; mABs), Antikörper-Wirkstoff-Konjugate („antibody drug conjugates“; ADCs) und Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs). Die Einordnung neu zugelassener Präparate in bestehende Therapiealgorithmen und -sequenzen stellt dabei eine zunehmende klinische Herausforderung dar und soll in der folgenden Übersichtsarbeit näher beleuchtet werden.
metastasiertes HER2-positives Mammakarzinom, Trastuzumab, Pertuzumab, Trastuzumab-Emtansin, Trastuzumab-Deruxtecan, Tucatinib
Die Entdeckung von ErbB2 („erb-b2 receptor tyrosine kinase 2“) und seines kodierenden Proteins, dem epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor „human epidermal growth factor 2“ (HER2), bildet einen der Meilensteine in der molekularen Subtypisierung und zielgerichteten Behandlung des Mammakarzinoms [1]. Eine Überexpression und/oder die Amplifikation von HER2 werden bei circa 15–20 % aller Mammakarzinome nachgewiesen [2]. Diese Subgruppe war initial durch eine aggressive Tumorbiologie, eine Therapieresistenz gegenüber der klassischen Chemo- und Hormontherapie sowie daraus resultierend einer limitierten Gesamtprognose gekennzeichnet. Dieses Paradigma hat sich mit der Entwicklung von Trastuzumab als erste HER2-gerichtete Therapieoption grundlegend geändert [1, 3]. Seither wurde eine Vielzahl von HER2-gerichteten Strategien überprüft, und es wurden inzwischen sechs Substanzen von der Europäischen Arzneimittelkommission (EMA) in der Behandlung des metastasierten HER2+ Mammakarzinoms zugelassen – darunter mABs, TKIs und ADCs (Tab. 1).