Antidepressiva auch bei Begleiterkrankungen wie Krebs wirksam
Jeder dritte bis sechste Betroffene mit einer körperlichen Erkrankung wie Krebs oder Diabetes mellitus oder nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall erhält Antidepressiva. Doch sind diese Medikamente zur Behandlung von Depressionen bei vorliegenden Komorbiditäten tatsächlich wirksam? „Bisher gab es auf diese Frage keine gesicherte Antwort“, erklärte Prof. Dr. Christian Otte, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin, in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universität Aarhus. „Denn Zulassungsstudien von Antidepressiva werden fast ausschließlich mit körperlich gesunden Studienteilnehmenden durchgeführt“, sagte er. Deshalb wertete sein Team gemeinsam mit Forschenden der Universität Aarhus 52 Metaanalysen von randomisierten kontrollierten Studien zur Sicherheit von Antidepressiva bei Krebs-, Herz- und Stoffwechselerkrankungen sowie rheumatologischen und neurologischen Krankheiten aus [Köhler-Forsberg O et al. JAMA Psychiatry. 2023;e232983;htps://doi.or/10.1001/jamapsychiatry.2023.2983]. „Wir konnten zeigen, dass Antidepressiva bei depressiven Patientinnen und Patienten mit körperlicher Erkrankung tatsächlich ähnlich wirksam und sicher sind wie bei Betroffenen ohne eine solche Erkrankung“, fasste Otte die Studienergebnisse zusammen. Allerdings verursachten die Antidepressiva etwas häufiger Nebenwirkungen als Placebo, die Forschungsteams haben laut der Pressemitteilung trotzdem keine generellen Sicherheitsbedenken für einen Einsatz bei körperlich Erkrankten. „Uns hat überrascht, wie wenige große Studien es überhaupt zu dieser Thematik gibt, insbesondere auch bei häufigen Konstellationen wie etwa einer Krebserkrankung und gleichzeitiger Depression. Hier besteht aus unserer Sicht weiterhin großer Forschungsbedarf“, sagt Prof. Otte
Redaktion