EDIM-Tests bisher nicht validiert zur Früherkennung
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) warnt zusammen mit zwölf weiteren Fachgesellschaften und Patientenorganisationen in einer aktuellen Pressemitteilung davor, dass Bluttests zur Krebsfrüherkennung, zur Diagnostik und zur Einschätzung der Prognose – sogenannte EDIM-Tests – zu hohe Erwartungen bei Patient:innen wecken könnten. Diese würden derzeit intensiv beworben und auch als zusätzliche Versicherungsleistung angeboten, heißt es darin. Allerdings würden bisher belastbare Daten über den tatsächlichen Nutzen der Maßnahmen fehlen, schätzen die Gesellschaften ein. Sie nehmen in ihrer Warnung Bezug auf eine Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) [https://prio-dkg.de/wp-content/uploads/2023/07/Stellungnahme-der-AG-PRIO-in-der_DKG_TKTL1_APPO10_PanTum-Test_2023.pdf]: „Der EDIM-TKTL1- oder der EDIM-Apo10-Test sind keine Testverfahren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft zur Früherkennung, Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen werden. Bei diesen Testverfahren handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um kein validiertes Verfahren der In-vitro-Diagnostik, das prospektiv in einer für das beworbene Einsatzgebiet adäquaten kontrollierten Studie geprüft wurde.“
Die Fachgesellschaften und Organe der Krebs-Selbsthilfe plädieren deshalb dafür, die von den Krankenkassen finanzierten Maßnahmen zur Früherkennung von Brust-, Darm-, Gebärmutterhals-, Haut- und Prostatakrebs konsequenter zu nutzen. „Die von den Krankenkassen finanzierte, qualitätsgesicherte Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs wird von weniger als 50 % der eingeladenen Frauen genutzt. Hier müssen wir ansetzen und auf der Basis seriöser Studien und in enger Zusammenarbeit von Selbsthilfe sowie Expertinnen und Experten Überzeugungsarbeit leisten“, erklärte Hedy Kerek-Bodden, Vorsitzende des Hauses der Krebs-Selbsthilfe Bundesverband in Bonn. Prof. Hermann Einsele, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO, ergänzte hierzu in der Pressemitteilung: „Die Krebsfrüherkennung findet in einem wissenschaftlich sehr dynamischen Umfeld statt. So haben wir in den letzten Jahren gelernt, dass viele ältere Menschen im Blut Hinweise auf Erkrankungen wie eine Chronische Lymphatische Leukämie oder ein Multiples Myelom zeigen, sich diese Erkrankungen aber nie entwickeln. Solche Testergebnisse können daher zu großen Ängsten und massiver Verunsicherung führen. Sie müssen immer ganzheitlich und individuell bewertet werden.“
Redaktion