Gastkommentar - Therapien und Diagnostik im Wandel
„Nichts ist so beständig wie der Wandel“ (Heraklit von Ephesus, 535–475 v. Chr.). Dies gilt insbesondere auch für die Onkologie. Allerdings hat die Geschwindigkeit des Wandels sowohl bezüglich neuer Therapieformen wie auch diagnostischer Möglichkeiten in den letzten beiden Dekaden erheblich zugenommen. Heute haben Onkologen neben den etablierten zytotoxischen Therapien zahlreiche weitere Pfeile im Köcher, die zielgerichtet auf molekulare Tumorveränderungen abzielen, mittels moderner zellulärer Therapien die Tumorzellen an ihren empfindlichen Stellen treffen, das Tumor-umgebende Gewebe ins Visier nehmen oder die Immunblockade zur Tumorbekämpfung lösen.
Für all diese neuen Ansätze ist ein vertieftes Verständnis der Tumorbiologie und -genetik wesentlich. Außerdem ist eine differenzierte Diagnostik notwendig, um vor Therapiestart den Behandlungserfolg abschätzen und während der Therapie die molekularen Veränderungen verfolgen zu können. In den folgenden beiden Beiträgen werden hierzu neue Entwicklungen der Diagnostik bei zellulären und zielgerichteten Therapien vorgestellt.
Erfreulicherweise haben die Zulassungsbehörden der pharmazeutischen Industrie durch die Auflage, neben neuen Medikamenten auch „Companion Diagnostics“ zu entwickeln, einen Anreiz geschaffen, sich bereits frühzeitig um die Wirksamkeit ihrer Medikamente beim einzelnen Patienten zu kümmern. Dies sollte nicht nur vor dem ersten Einsatz, sondern auch im weiteren Therapieverlauf eine Selbstverständlichkeit sein. Hierfür ist aber noch ein grundlegender weiterer Wandel vonnöten.
Prof. Dr. med. Stefan Böck
Klinikum der Universität München
stefan.boeck@med.uni-muenchen.de