Nachhaltige Transformation – IVD- und LSR-Branche im Dialog

Mit großer Resonanz hat der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) am 11. Februar 2025 in Frankfurt/Main seine erste Informationsveranstaltung zur nachhaltigen Transformation der IVD- und LSR-Branche durchgeführt. Rund 70 Teilnehmende aus Unternehmen, Laboren und Institutionen diskutierten die Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. „Der Auftakt ist gelungen. Das Thema bewegt unsere Branche“, resümierte Dr. Sandra Wagener, Referats­leiterin Nachhaltigkeit im VDGH.
In drei Themenblöcken wurden regulatorische Anforderungen, strategisches Nachhaltigkeitsmanagement und nachhaltige Lösungen für den Laboralltag erörtert. Externe Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Beratung und Industrie gaben Einblicke in aktuelle Entwicklungen und luden zum Austausch ein.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass regulatorische Vorgaben und Kundenanforderungen zunehmend Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen beeinflussen. Der VDGH wird daher den Austausch zwischen Herstellern und Laboren weiter fördern und praxisorientierte Lösungen für die Branche entwickeln.


Torsten Kiesner
Leiter Presse und Kommunikation


 


3. DACH-Symposium „Lehre professionalisieren – Lernprozesse gestalten und begleiten“

Fachtagung für MT-Lehrende, Praxisanleitende und Ausbildungsverantwortliche

Im Rahmen des 3. DACH-Symposiums „Lehre professionalisieren – Lernprozesse gestalten und begleiten“ werden aktuelle Herausforderungen, die sich insbesondere durch abzeichnende bzw. bereits fixierte Änderungen zu den Anforderungen in den Ausbildungsgängen der medizinisch-technologischen Gesundheitsberufe ergeben, thematisiert. Zudem wird den Teilnehmenden aus dem DACH-Raum Gelegenheit gegeben, ihre Erfahrungen auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen.
Die Tagung findet vom 3. bis 4. Juli 2025 in Bielefeld-Bethel statt und besteht aus Plenarveranstaltungen, thematischen Workshops sowie Meet-the-Experts-Austauschforen zu den inhaltlichen Schwerpunkten für Praxisanleitende, Ausbildungsverantwortliche sowie Lehrende in den MT-Berufen im DACH-Raum.
Für den Besuch der Tagung werden zwölf Stunden für die gesetzlich vorgeschriebene PA-Fortbildungspflicht (§8 Abs. 1 Z. 4 MTAPrV) angerechnet.

Die Anmeldung ist unter https://studip.diw-mta.de/ oder unter info[at]diw-mta[dot]de möglich. 


Deutscher Labortag „Vergütung im Labor – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“

Unter dem Thema „Vergütung im Labor – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ findet am 15.05. und 16.05.2025 in Berlin-Mitte der „Deutsche Labortag“ im Kaiserin-Friedrich-Haus statt.
Trotz zahlreicher Protestschreiben und intensiver Warnungen an die KBV, dass durch die geplanten massiven Honorarabsenkungen die Versorgung der Patient:innen in Deutschland Schaden erleiden wird, ist seit Januar 2025 der sogenannte zweite Schritt der Laborreform in Kraft getreten. Erneut wurden die systemrelevanten, infrastrukturellen Leistungen der Laboratoriumsmedizin sowie deren enormes Engagement beim Aufbau der IT-Infrastruktur als Vorreiter im deutschen Gesundheitswesen nicht durch zusätzliche Mittel honoriert. Stattdessen wurde lediglich eine Honorarumschichtung vorgenommen und damit die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Laborleistungen weiter in Gefahr gebracht. Grund genug für den Berufsverband Deutscher Laborärzte, beim „Tag des Labors 2025“ auf diese Missstände nicht nur hinzuweisen, sondern auch über Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Dafür wurden prominente Vertreter aus der Politik, den Spitzenverbänden der Krankenkassen sowie der Bundesärztekammer und der KBV als Vortragende  gewonnen. Nach Auffassung der gesamten deutschen Laborärzteschaft kann es ein #Weiter so! nicht geben, da dies zu einer allgemeinen Verschlechterung der Versorgung im gesamten Gesundheitssystem führen wird. Somit ist es an der Zeit, nach strukturellen, aber auch honorarpolitischen Alternativen zu suchen. 
Einen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung bildet die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitssystem, an deren Spitze sich die medizinischen Labore in Deutschland gestellt haben. Mit entsprechenden Fachleuten möchten wir über die Themen Datenschutz, Einführung des MIO Laborbefunds, die ePA und den Einsatz von KI in den medizinischen Laboren zur Abfederung des zunehmenden Fachkräftemangels diskutieren. Fachliche Themen aus dem Gebiet der Allergiediagnostik sowie der molekularen Analytik runden unser Programm ab. 

Dr. rer. nat. Andreas Bobrowski (1. Vorsitzender)


Biotechnologie auf Erfolgskurs

Die Finanzierung deutscher Biotechnologieunternehmen ist in 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 78 % gestiegen. Die Summe aus Venture-Kapital (VC), Kapitalerhöhungen über die Börse inkl. Wandelanleihen und einem Börsengang lag bei 1,917 Mrd. Euro (2023: 1,080 Mrd. Euro). Der Anstieg der Finanzierung ist sowohl bei privaten (+ 68 %) als auch öffentlichen Unternehmen (+ 82 %) hoch. Nimmt man aus den Rekordsummen, die in den Pandemiejahren eingeworben wurden, CureVac und BioNTech aus, wurde 2024 sogar ein Allzeithoch erreicht. Im Vergleich zu 2019 (896 Mio. Euro) hat sich die Summe mehr als verdoppelt. Die Anzahl der VC-Finanzierungsrunden, deren Höhe bekannt ist, war zudem 2024 erheblich größer (32) als in den vergangenen beiden Jahren (2022: 24; 2023: 21). Dies geht aus der jährlichen Erhebung von BIO Deutschland e. V. in Kooperation mit EY hervor. Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, sagt: „Trotz der jetzigen sehr positiven Entwicklung bleibt die Finanzierung innovativer Start-ups und Wachstumsunternehmen herausfordernd. Deshalb müssen Pläne wie die WIN-Initiative auch von der nächsten Bundesregierung dringend vorangetrieben werden.“

Dr. Claudia Englbrecht (Pressesprecherin)


DGKL schreibt drei Wissenschaftspreise aus
 

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) vergibt 2025 erneut drei renommierte Wissenschaftspreise zur Förderung herausragender Forschung.
Der Gábor-Szász-Preis würdigt exzellente Arbeiten in der Klinischen Chemie und Pathobiochemie und ist mit 15.000 Euro dotiert. Eine direkte Bewerbung ist nicht möglich; stattdessen können DGKL-Mitglieder geeignete Kandidat:innen vorschlagen. Vorschläge sind bis zum 25. Juni 2025 einzureichen.
Der Förderpreis Digitales Labor prämiert innovative digitale und KI-gestützte Ansätze in der Laboratoriumsmedizin. Der mit 15.000 Euro von der Limbach Gruppe SE gestiftete Preis ist bis zum 25. Juni 2025 ausgeschrieben.
Mit dem Ivar-Trautschold-Nachwuchsförderpreis werden junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende Arbeiten in der Klinischen Chemie und Pathobiochemie ausgezeichnet. Dotiert mit 10.000 Euro und gestiftet von Sonic Healthcare Germany, läuft die Bewerbungsfrist ebenfalls bis zum 25. Juni 2025.
Weitere Informationen finden Sie unter dgkl.de/auszeichnungen

Markus Wolters (Referent Kommunikation und Veranstaltungen)


Tag der Seltenen Erkrankungen

In Deutschland leben vier Millionen Menschen mit einer Seltenen Erkrankung, in der EU sind es ca. 30 Millionen. Selten – das bedeutet hier in Europa, dass sie maximal eine von 2.000 Personen betrifft, also 0,5 % der Bevölkerung. Die Anzahl steigt jedes Jahr um ca. 250 Erkrankte an, denn: Viele dieser Seltenen Erkrankungen kennen wir noch gar nicht – ebenso wenig wie die Ursachen. 
Der Weg zu einer Diagnose ist oft lang und beschwerlich, erklärt Prof. Dr. med. Beate Winner, Leiterin und Sprecherin des Zentrums für Seltene Erkrankungen am Uniklinikum Erlangen: „Seltene Erkrankungen betreffen oft komplexe, schwer zu diagnostizierende Krankheitsbilder, die spezialisierte Expertise und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern.“ Zusammenarbeit fördern, das ist die Aufgabe der Bayern Innovativ. Mit ihrem Netzwerk unterstützen sie vor allem auch eines: Innovationen und Mut. Auch nach dem Tag der Seltenen Erkrankungen am 28. Februar 2025 gilt es weiter zu motivieren, denn es bleibt viel zu tun. Winner schließt ab: „Der Weg zur richtigen Diagnose und Behandlung bleibt lang – mehr Forschung und Förderung sind dringend nötig.“

Sophia Wenzel


MedLab Middle East 2025 – Hotspot für Innovationen

Die MedLab Middle East 2025 in Dubai bestätigte erneut ihren Status als eine der führenden Plattformen für Labordiagnostik: Über 800 Aussteller trafen auf mehr als 20.000 Fachbesucher aus über 180 Ländern.
Am Berlin-Brandenburger Ländergemeinschaftsstand präsentierten 15 Aussteller wegweisende diagnostische Verfahren – mit großem Interesse seitens der Fachwelt. Schwerpunkte des Austauschs waren die Zukunft der Labordiagnostik, so beispielsweise innovative Automatisierungslösungen und KI-gestützte Analysesysteme.
Der erstmals eingesetzte digitale interaktive Katalog ermöglichte eine zielgerichtete Navigation durch die zahlreichen Angebote der Aussteller des Gemeinschaftsstandes und erleichterte es den Besuchern, sowohl die entsprechenden Produkte als auch relevante Partner für potenzielle Kooperationen zu identifizieren.
Die Infrastruktur wurde durch das Land Brandenburg und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziell unterstützt – wir bedanken uns bei den Fördergebern.

Dr. Frauke Adams


Fachkräftemangel in medizinischen Laboren: Ein drängendes Problem mit weitreichenden Folgen

Medizinische Labore sind unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung: Über 70 % aller Diagnosen basieren auf Laboranalysen, die entscheidend für Diagnostik und Therapie sind. Von insgesamt 496 fachärztlich betriebenen Laboratorien lassen sich 317 (Anteil ca. 64 %) MVZ-organisierte Labore und 74 (Anteil ca. 15 %) Krankenhauslabore differenzieren. Der Rest sind Einzelpraxen, Berufsausübungsgemeinschaften und Praxisgemeinschaften (Anteil ca. 21 %) [2]. Doch der Fachkräftemangel unter Medizinischen Technolog:innen für Laboratoriumsanalytik (MTL) gefährdet zunehmend die Versorgungsqualität. Der Verband der akkreditierten Labore in der Medizin e. V. (ALM e. V.) führte  eine Umfrage in den Mitgliedslaboren des ALM e. V. durch, welche die besorgniserregende Lage aufzeigt.

Hohe Bewerberzahlen, aber Mangel an qualifiziertem Nachwuchs

Die Zahl der Bewerbungen für die MTL-Ausbildung ist 2024 auf 1.366 gestiegen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 833 Bewerbungen des Vorjahres. Doch nur 510 dieser Bewerbungen erfüllten die notwendigen Voraussetzungen, also etwa 37 %. Trotz vieler Bewerbungen konnten nur 197 der 204 Ausbildungsplätze mit qualifiziertem Nachwuchs knapp besetzt werden. Diese Diskrepanz verdeutlicht das Problem: Die Daten der ALM-Labore spiegeln damit eine grundlegende Herausforderung wider, die sich nicht allein durch mehr Bewerbungen lösen lässt. Vielmehr sind Maßnahmen nötig, um die Ausbildungsqualität und Qualifikation der Bewerber:innen zu steigern und den zukünftigen Fachkräftebedarf nachhaltig zu sichern. Zum Vergleich: Bundesweit befanden sich zum Stichtag 31.03.2024 etwa 3.265 Personen in einer MTL-Ausbildung [1].

Hohe Ausbildungskosten und ungleiche Finanzierung als Hürde

Die Ausbildungskosten für MTL belaufen sich pro Ausbildungsplatz auf rund 75.000 Euro (eigene Kalkulation der AG MTL) und werden nur in Krankenhauslaboren durch das Krankenhausfinanzierungsgesetz refinanziert. Niedergelassene Labore hingegen erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung und müssen die Kosten eigenständig tragen. Diese ungleiche Kostenverteilung erschwert es den nichtklinischen Laboren, Ausbildungsplätze anzubieten und strukturell zu erweitern sowie die neuen Anforderungen (PAL und Schulungen) der Ausbildung mit einer hohen Qualität umzusetzen – obwohl der Bedarf an zusätzlichen Ausbildungsplätzen vorhanden ist, um den wachsenden Personalbedarf und den erwarteten Ruhestandseintritt zahlreicher Fachkräfte in den kommenden Jahren auszugleichen. Um den drohenden Personalengpass abzufangen, sind daher dringend finanzielle und strukturelle Anpassungen notwendig, die eine Erhöhung der Ausbildungsplatzkapazitäten ermöglichen. Langfristig könnte sonst die Versorgung mit wichtigen labordiagnostischen Leistungen gefährdet sein. Weitere Literaturangaben zu den Kosten der Ausbildung finden sich in [3, 4].

Unbesetzte Stellen und steigender Personalbedarf

Von den insgesamt 5.036 Vollzeitstellen im MTL-Bereich [1] sind laut ALM-Umfrage aktuell 350 unbesetzt (das entspricht 7 %) – und die Zahl wird weiter steigen. Durch den demografischen Wandel und die Zunahme chronischer Erkrankungen steigt der Bedarf an Laboruntersuchungen, während immer mehr Fachkräfte in den verdienten Ruhestand eintreten werden. Tab. 1 beschreibt die Altersverteilung der in Deutschland arbeitenden MTL. 3,42 % der Beschäftigten sind 65 Jahre oder älter [1].

Tab. 1: Demografische Verteilung der MTL in Deutschland (nach [1]).

 

< 25 Jahre

25 bis 54 Jahre

55 bis 64 Jahre

≥ 65 Jahre

Darunter bis zur
Regelaltersgrenze

Personen

5.585

39.480

19.114

1.620

650

Anteil in %

8,40

59,41

28,76

2,44

0,98

 

So entsteht eine wachsende Lücke zwischen der Versorgungslage und dem verfügbaren Fachpersonal, die langfristig die Gesundheitsversorgung gefährden könnte. Addiert man zu den aktuell unbesetzten Stellen noch die zu erwartenden Rentenaustritte, ist perspektivisch anzunehmen, dass zukünftig jede zehnte MTL-Stelle in den ALM-Laboren unbesetzt sein wird!

Langsame Anerkennungsverfahren und fehlende Anpassungs­maßnahmen bremsen die Integration ausländischer Fachkräfte

Die Rekrutierung internationaler Fachkräfte bietet neben der Ausbildung junger Fachkräfte einen möglichen Weg zur ergänzenden Deckung des Personalbedarfs im Labor, doch langwierige Prozesse der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse zum Erhalt der Berufserlaubnis als MTL in Deutschland bremsen diesen Ansatz derzeit aus. Obwohl das Fachkräfteeinwanderungsgesetz Erleichterungen brachte, verhindern bürokratische Hürden und personelle Engpässe in den zuständigen Behörden eine zügige Integration. Die Anzahl der angebotenen Anpassungslehrgänge für ausländische Fachkräfte reicht schließlich bei Weitem nicht aus, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Ein Ausbau dieser Programme – Kurszahlen inklusive Modularisierung – sowie weitere finanzielle Förderungen der Arbeitgeber könnten die Integration beschleunigen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Die Mitgliedslabore des ALM sehen hier einen zentralen Ansatzpunkt zur Förderung internationaler Anerkennung und Qualifikation.

Fazit und Ausblick

Die ALM-Umfrage zeichnet ein klares Bild der Herausforderungen im MTL-Bereich und unterstreicht, dass der Fachkräftemangel im medizinischen Laborbereich dringend anzugehen ist. Die hohe Zahl unqualifizierter Bewerbungen, die ungleichen Ausbildungsfinanzierungen sowie zahlreiche unbesetzte Stellen und Hürden bei der Integration ausländischer Fachkräfte zeigen den Bedarf an strukturellen Anpassungen. Politische Maßnahmen wie eine angepasste Refinanzierung, der Ausbau der Anerkennungsverfahren und die Förderung von Anpassungslehrgängen sind entscheidend, um den Fachkräftemangel nachhaltig zu bewältigen und die Qualität der Laborversorgung auch in Zukunft sicherzustellen.

Benjamin Ledabyll B. A.
AG MTL des ALM e. V.