Neurofilament-Leichtketten(NfL)-Assay von Siemens Healthineers: Bestimmung der NfL-Konzentration in Humanserum und Plasma
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine vielschichtige Autoimmunerkrankung, die durch Entzündungen des zentralen Nervensystems (ZNS) hervorgerufen wird. T-Lymphozyten zerstören Oligodendrozyten, welche die Myelinscheiden der Nervenzellen bilden, und führen so zur Demyelinisierung der Nervenzellen. Weltweit leben rund 2,8 Millionen Menschen mit dieser Erkrankung, und ungefähr 85 % der Betroffenen haben einen schubweise remittierenden Verlauf.

Die neurodegenerativen Veränderungen treten häufig am Sehnerv, im Gehirn und am Rückenmark auf, doch die Pathologie ist variabel und vielfältig. Obwohl Variationen bei Neuronen existieren, sind die meisten durch mit dem Zellkörper verbundene Dendriten gekennzeichnet sowie durch ein häufig verlängertes Axon, das das neuronale Signal zum Endknöpfchen überträgt. Viele Axone sind von einer Myelinscheide umgeben, die die Nervenzelle schützt und die Übertragungsgeschwindigkeit beschleunigt. Schäden an der Myelinscheide, wie sie bei MS vorkommen, stören die Weiterleitung der Nervenimpulse oder verhindern diese ganz, was zu neurologischen Symptomen führen kann.

Neurofilament-Leichtketten (NfL) sind nervenzellspezifische Strukturproteine. Neurofilamente sind eine Art von intermediären Filamenten, die in der zytoskelettalen Struktur von Neuronen zu finden sind und besonders in den myelinisierten Axonen angereichert sind, die bei MS beschädigt werden. Axonale Verletzungen und die Degeneration von Neuronen führen zur Freisetzung von NfL in den Liquor cerebrospinalis (CSF) und ins Blut, was NfL zu einem spezifischen Biomarkerkandidaten für eine Reihe von neurodegenerativen Erkrankungen macht.
Die klinische Behandlung von Patient:innen mit Multipler Sklerose variiert je nach spezifischer Diagnose und Schweregrad der Erkrankung. Es ist essenziell, die passende Therapie zum richtigen Zeitpunkt für eine individuelle Behandlung zu wählen. Früher waren Betroffene und Mediziner:innen darauf angewiesen, neue Schübe oder Läsionen abzuwarten, um den Erfolg einer Behandlung beurteilen zu können. Mit der Messung der Neurofilament-Leichtketten im Serum oder Plasma können Patient:innen proaktiv beobachtet werden, denn die NfL-Konzentration korreliert mit aktiver MS, dem Auftreten von MRT-Läsionen, Schüben und Hirnvolumenverlust. Mit der hochsensitiven Messung der NfL im Serum oder Plasma, welche als komfortable, kosteneffiziente und nichtinvasive Alternative zu Liquoruntersuchungen eingesetzt werden können, haben behandelnde Ärztinnen und Ärzte die niederschwellige Möglichkeit einer Risikoabschätzung, ob für Erkrankte in absehbarer Zeit neue Schübe oder Läsionen zu erwarten sind oder nicht.
Mit dem neuen IVDR-zertifizierten NfL-Test auf den Systemen Atellica IM und Advia Centaur XP/XPT gelingt es nun, erwachsene Patient:innen mit schubförmiger MS im Alter von 18 bis 55 Jahren zu identifizieren, die in den kommenden zwei Jahren ein erhöhtes oder geringes Risiko für eine Verschlechterung der Erkrankung aufweisen, was mit neuen Schüben und/oder neuen beziehungsweise sich vergrößernden T2-Läsionen assoziiert ist. Diese prognostische Risikobewertung kann hilfreich sein, um festzustellen, welche Patient:innen von zusätzlichen Untersuchungen, einer intensiveren Beobachtung oder weiteren Behandlungsinterventionen profitieren könnten.
Das System kombiniert einen vollautomatischen Immunoassay, der auf einer bewährten Chemilumineszenz-Technologie basiert, mit zwei hochspezifischen monoklonalen Antikörpern. Durch die hohe Probenstabilität bei Raumtemperatur und Gefrierlagerung lässt sich der Test einfach in die Laborroutine integrieren und ermöglicht eine präzise Überwachung von Patient:innen mit diagnostizierter Multipler Sklerose.