Zervixkarzinom
Immuntherapie verbessert Erstlinientherapie
2014 zeigte die GOG-240-Studie, dass die Ergänzung der Standard-Erstlinientherapie mit Platin und Taxan durch Bevacizumab das Gesamtüberleben (OS) von Patientinnen mit metastasiertem Zervixkarzinom verlängert [1]. Nun untersuchte die KEYNOTE-826-Studie, ob eine zusätzliche Immuntherapie das Outcome weiter verbessert. Die Patientinnen erhielten 1:1-randomisiert entweder nur die Chemotherapie-Doublette +/- Bevacizumab für bis zu 6 Zyklen oder zusätzlich alle 3 Wochen Pembrolizumab für bis zu 35 Zyklen. Prof. Nicoletta Colombo, Mailand, Italien, publizierte die Ergebnisse der doppelblinden Phase-III-Studie zeitgleich beim ESMO [2] und im New England Journal of Medicine [3].
Die koprimären Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben (PFS) und das OS. Beide wurden hierarchisch getestet: zunächst bei den PD-L1-positiven Patientinnen (Combined Positive Score (CPS) ≥ 1), dann in der Intention-to-treat-Population und schließlich bei Frauen mit einem CPS ≥ 10. Knapp 90 % der randomisierten Patientinnen waren PD-L1-positiv, über die Hälfte hatten einen CPS ≥ 10. Etwa 63 % der Frauen in beiden Armen erhielten Bevacizumab zur Chemotherapie. Zusätzliches Pembrolizumab verlängerte in allen drei Populationen sowohl PFS als auch OS klinisch relevant und statistisch signifikant. Allerdings zeigte die Subgruppenanalyse keinen Benefit durch zusätzliches Pembrolizumab für die 11 % PD-L1-negativen Patientinnen (HR PFS 0,94; HR OS 1,0). Das Nebenwirkungsprofil der Chemo-immuntherapie war handhabbar. 31,3 % der Patientinnen im Pembrolizumab-Arm brachen die Therapie aufgrund von therapieassoziierten unerwünschten Ereignissen ab, im Placebo-Arm waren es 22,3 %. Die Zeit bis zur Verschlechterung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität war im Pembrolizumab-Arm deutlich verlängert.
Zweitlinie: Immun- versus Chemotherapie
Für die Zweitlinientherapie bei Krankheitsprogress existiert bis heute keine Standardtherapie. Eine solche Zweitlinientherapie untersuchte die Phase-III-Studie EMPOWER-Cervical 1/GOG-3016/ENGOT-cx9, deren Ergebnisse schon vorab beim ESMO virtual im Mai gezeigt worden waren [4], aber beim ESMO-Kongress 2021 in der Plenary Session erneut vorgestellt wurden [5]. Zum ersten Mal wurde beim rezidivierten/metastasierten Zervixkarzinom eine Immuntherapie mit Chemotherapie verglichen. Die 608 Patientinnen mit Krankheitsprogress nach Platin-basierter Chemotherapie erhielten in einer 1:1-Randomisierung entweder alle drei Wochen den PD-1-Inhibitor Cemiplimab oder eine Mono-Chemotherapie nach Wahl des Arztes (Pemetrexed, Gemcitabin, Topotecan, Irinotecan oder Vinorelbin) für bis zu 96 Wochen. Die Patientinnen wurden unabhängig von ihrer PD-L1-Expression eingeschlossen. Die meisten Patientinnen (n = 477) hatten ein Plattenepithel-, 131 ein Adenokarzinom.
Das mediane OS war in der präsentierten Interimsanalyse unter der Immuntherapie mit 12 Monaten signifikant länger als unter Chemotherapie (8,5 Monate; HR 0,69; p = 0,00011). Bei den Patientinnen mit Plattenepithelkarzinom lag die HR bei 0,73.
Am eindrucksvollsten profitierten Frauen mit Adenokarzinom mit einem medianen OS von 13,3 Monaten unter Cemiplimab gegenüber den mit einer Chemotherapie behandelten Frauen, bei denen das mediane OS bei 7,0 Monaten lag (HR 0,56) – interessanterweise ohne einen signifikanten Vorteil im PFS zugunsten der Immuntherapie zu zeigen.
In dieser bisher größten Studie in diesem Setting konnte Cemiplimab als erste Immuntherapie einen statistisch signifikanten und klinisch relevanten Vorteil zeigen.