Primär mediastinales B-Zell-Lymphom – Pathogenese, Diagnostik und Therapie
Das primär mediastinale (thymische) B-Zell-Lymphom (PMBL) ist ein seltenes aggressives Lymphom, das ca. 2–4 % aller Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) ausmacht und besonders junge Frauen betrifft. Ursprünglich als diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) klassifiziert, wird es aufgrund abweichender klinischer und pathologischer Eigenschaften mittlerweile von der WHO als unabhängige Entität eingruppiert. Dabei weist das PMBL Übereinstimmungen mit dem klassischen Hodgkin-Lymphom auf, wie z. B. eine konstitutive Aktivierung des NF-κB- und des JAK/STAT-Signalweges sowie eines PD-1-vermitteltes Immunescapes. Auch wenn bei Ansprechen auf die initiale Immunchemotherapie und nachfolgender Bestrahlung Langzeitremissionen bei deutlich mehr als 90 % der Patienten zu verzeichnen sind, ist die Erkrankung im Rezidiv oder in der refraktären Situation mit einer schlechten Prognose assoziiert. Daher besteht insbesondere bei diesen Verläufen ein hoher Bedarf, potentiell therapeutisch adressierbare, molekulare Vulnerabilitäten zu identifizieren. So hat die Identifikation des kanonisch aktivierten PD-1-Signalweges im PMBL durch frequente 9p24.1/PD-L1/PD-L2-Amplifikation die Rationale für eine PD-1-Blockade bei dieser Erkrankung etabliert. Gute Ansprechraten als Einzelsubstanz haben zur Zulassung des PD-1-Inhibitors Pembrolizumab bei der FDA und EMA geführt. Aufgrund der Seltenheit der Entität und der fehlenden Evaluation verschiedener Therapiemodalitäten in randomisierten prospektiven Studien gibt es bezüglich der optimalen Therapie jedoch weiterhin offene Fragen.
Primär mediastinales B-Zell-Lymphom, Pathogenese, zielgerichtete Therapie, biologisch-informierte Therapieansätze, PD-1-Blockade, CD30, Pembrolizumab, Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison, Etoposide, Brentuximab Vedotin, Nivolumab,
Epidemiologie, klinische Präsentation, Pathogenese
Das primär mediastinale (thymische) B-Zell-Lymphom (PMBL) stellt mit einer jährlichen Inzidenz von 0,4 Neuerkrankungen pro 1 Million Menschen ein seltenes aggressives B-Zell-Lymphom dar, das ca. 2–4 % aller Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) ausmacht [1, 2].
Charakteristischerweise sind besonders junge Frauen betroffen, die im 3. bis 4. Lebensjahrzehnt erkranken (Ratio Frauen/Männer 2 : 1) [3–6]. Das PMBL kommt aber auch bei jungen Erwachsenen und Kindern vor [7]. Patienten mit PMBL präsentieren sich häufig mit Symptomen einer oberen Einflussstauung oder Atemwegskompression, die aus dem lokal inva-siven Wachstum der anterioren media-stinalen Raumforderung resultieren
[8, 9].
Weitere Manifestationen der Erkrankung können Perikardtamponaden, Thrombosen der zervikalen Gefäße, Pleuraergüsse oder seltener auch ein
Tumorlyse-Syndrom sein. Laborchemisch besteht häufig eine LDH-Erhöhung; bei der Hälfte der Patienten mit PMBL liegen auch B-Symptome vor [6].
Initial wurde das PMBL als DLBCL-Subtyp gewertet [10, 11]. Im Unterschied zu anderen B-Zell-Lymphomen exprimieren PMBL-Zellen wie die Reed-Sternberg-Zellen des klassischen Hodgkin-Lymphoms (cHL) jedoch häufig keine Immunglobuline [10]. Durch den Einsatz komparativer Transkriptom-Analysen konnten weitere Unterschiede zwischen PMBL und DLBCL herausgearbeitet werden, etwa eine reduzierte Expression von Komponenten des B-Zell-Rezeptor-Si-gnalweges und eine konstitutive Aktivierung der JAK/STAT- und NF-κB-Signalkaskaden [12, 13]. Diese molekularen sowie spezifischen klinischen Charakteristika des PMBL ließen Ähnlichkeiten mit dem cHL weiter apparent werden, sodass das PMBL in der WHO-Klassifikation seit 2001 als eigene Entität geführt wird (Tab. 1) [14, 15].
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