Hormonsensitives Prostatakarzinom
Für neu diagnostizierte, hormonsensitive metastasierte Prostatakarzinompatienten wurden die Therapieoptionen in den letzten Jahren heiß diskutiert. Insbesondere wurde anhand der Daten aus den Studien GETUG-AFU 15, STAMPEDE, CHAARTED sowieLATITUDE differenziert betrachtet, welche Patienten besser von einer Chemotherapie und welche Patienten von einer An-drogenrezeptor(AR)-gerichteten Therapie zusätzlich zur Androgendeprivationstherapie (ADT) profitieren. Beim ASCO-GU in San Francisco wurden neue Auswertungen zur STAMPEDE- und CHAARTED-Studie präsentiert.
Luminal B ist prädiktiver Biomarker für Chemotherapie
Die CHAARTED-Studie verglich eine alleinige ADT gegenüber eine ADT plus Docetaxel und kam zu dem Schluss, dass Prostatakarzinompatienten mit hormonsensitiver metastasierter Erkrankung von der zusätzlichen Chemotherapie bezüglich des Gesamtüberlebens (OS) profitieren [1]. Mit der Identifizierung von molekulargenetischen Tumorsubtypen, vergleichbar der Einteilung beim Mammakarzinom, wurden neue Möglichkeiten der Patientenselektion eröffnet. Beim Prostatakarzinom wurden sowohl luminale als auch basale Abstammungen identifiziert. In einer Analyse der 198 verfügbaren Proben von Patienten der CHAARTED-Studie konnten 160 Proben einer der molekularen Subgruppen zugeordnet werden [2]. Der Unterschied des OS-Ergebnisses in diesem Kollektiv entsprach dem der gesamten Studienpopulation.
Es wurden innerhalb der hormonsensitiven Population ein basaler Subtyp bei 52,1 % der Patienten, und die Subtypen Luminal B und Luminal A bei 46,1 % bzw. bei 1,8 % der Patienten festgestellt. Unter alleiniger ADT betrug das mediane OS 29,8 Monate für den luminalen und 47,1 Monate für den basalen Subtyp,
unter ADT plus Docetaxel wurde ein Median von 52,1 versus 49,2 Monate beobachtet. Der Unterschied zwischen den beiden Regimen war für Patienten mit einem Luminal-B-Prostatakarzinom statistisch signifikant (HR 0,45; 95-%-KI 0,25–0,81; p = 0,007), nicht aber für Patienten mit basalem Subtyp (HR 0,85; 0,47–1,55; p = 0,60). Die molekulargenetische Luminal-B-Ausprägung scheint somit prädiktiv für einen Überlebensvorteil unter Docetaxel zu sein, wohingegen der basale Subtyp mit einem fehlenden Vorteil von der Chemotherapie assoziiert ist.
Chemotherapie verschlechtert Lebensqualität
Neue Ergebnisse der STAMPEDE-Studie zeigen einen Vorteil der Abirateron- gegenüber der Chemotherapie bezüglich der Lebensqualität. Die mehrarmige Studie verglich bei Prostatakarzinom-Patienten mit hormonsensitiver Erkrankung unter anderem Docetaxel plus ADT versus Abirateron plus ADT [3]. Im direkten Vergleich von Docetaxel mit Abirateron wurde kein Unterschied in der Wirksamkeit beider Therapien festgestellt. Im Rahmen der STAMPEDE-Studie wurden die Fragebögen QLQ-C30 und QLQ-PR25 zur Lebensqualität im 6-Wochen-Rhythmus in den ersten 6 Monaten und in einem 12-Wochen-Rhythmus in den Monaten 6 bis 24 von den Patienten ausgefüllt [4]. Es zeigte sich, dass die Docetaxel-Therapie insbesondere innerhalb des ersten Therapiejahres zu einer Verschlechterung der Lebensqualität führte (Abb. 1).