Nachdem in den letzten Jahren die Immuntherapie das Feld der Onkologie beherrscht hat, konnten beim ESMO-Kongress in Barcelona nun auch wieder die zielgerichteten Therapien bemerkenswerte Erfolge vermelden. PARP-Inhibitoren verbessern die Prognose von Patienten mit Prostata-, Ovarial- und Mammakarzinom, CDK4/6-Inhibitoren verlängern das Überleben von Brustkrebspatientinnen, und gegen ALK und EGFR gerichtete Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) optimieren die Therapie beim Lungenkarzinom.
Prostatakarzinom
Die Zeiten, in denen alle Patienten mit Prostatakarzinom nach demselben Prinzip behandelt wurden, sollten vorbei sein. Tumoren mit bestimmten molekularbiologischen Charakteristiken verlangen nach differenzierten Herangehensweisen. Das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom (mCRPC) ist eine molekularbiologisch heterogene Erkrankung, mit Alterationen der DNA-Reparatur-Gene bei etwa 30% der Patienten. Homologe Rekombinations-Reparatur (HRR)-Defekte via BRCA1, BRCA2 und ATM sind Alterationen, die eine Sensitivität gegenüber PARP-Inhibitoren fördern. In der Phase-III-Studie PROfound wurde bei Patienten mit Veränderungen in BRCA1, BRCA2 oder ATM (Kohorte A) bzw. mit anderen Alterationen (Kohorte B) der PARP-Inhibitor Olaparib im Verhältnis 2 : 1 randomisiert gegen eine Therapie nach Wahl des Behandlers geprüft [1].
Das mediane radiologisch festgestellte progressionsfreie Überleben (rPFS) betrug für Patienten der Kohorte A 7,39 Monate unter Olaparib versus 3,55 Monate im Kontrollarm (Hazard Ratio 0,34; 95%-Konfidenzintervall 0,25–0,47; p < 0,0001; Abb. 1). Nach sechs Monaten waren 59,8% versus 22,6% und nach zwölf Monaten 28,1% versus 9,4% der Patienten radiologisch progressfrei. Ein Ansprechen wurde bei 33,3% versus 2,3% der Patienten beobachtet. Die Zeit bis zur Schmerzprogression laut Brief Pain Inventory – Short Form (BPI-SF) betrug 9,92 Monate unter Therapie nach Wahl des Behandlers und war im Olaparib-Arm noch nicht erreicht (HR 0,44; 95%-KI 0,22–0,91). Das Gesamtüberleben (OS) lag bei median 18,50 Monaten unter Olaparib versus 15,11 Monaten im Kontrollarm (HR 0,64; 95%-KI 0,43–0,97; p = 0,0173). Unter Berücksichtigung beider Patientenkohorten zeigte sich ein Therapievorteil für den PARP-Inhibitor sowohl für das rPFS (HR 0,49; 95%-KI 0,38–0,63; p < 0,0001) als auch für das OS (HR 0,67; 95%-KI 0,49–0,93; p = 0,0063).