Die Digitalisierung wird das Gesundheitssystem, auch die Onkologie, dramatisch verändern. Beim vierten SZ Digital Health Kongress in München diskutierten Experten aus Medizin und Gesundheitspolitik sowie Vertreter aus Industrie und Start-ups über die Chancen der digitalen Transformation in der Medizin. Wie die smarte Nutzung von Big Data – unter Berücksichtigung des Datenschutzes – zu einer Verbesserung der Diagnostik und der Therapieergebnisse beitragen kann, war ein wichtiger Aspekt des Kongresses. Eine bedeutende Rolle in diesem Zusammenhang spielt die Erhebung und Auswertung von Daten aus dem Versorgungsalltag.
Real-World-Daten – Daten aus dem Versorgungsalltag – sind bereits heute eine wichtige Ergänzung zu klinischen Studien, da sie weitaus heterogenere Patientenpopulationen repräsentieren und damit einen entscheidenden Beitrag für ein tieferes Verständnis der Effektivität und Verträglichkeit einer Therapie im Therapiealltag leisten. In der digitalen Welt geht ohne diese Daten gar nichts mehr.
Wie Dr. Susanne Schach, Real World Data Director von Roche Pharma, in München berichtete, kann die systematische Sammlung, Aufbereitung und Auswertung von Daten erheblich dazu beitragen, dass Diagnosen und Therapien schneller und präziser erfolgen. Eine zentrale Grundlage bilden laut Schach Daten aus dem Versorgungsalltag. Diese können aus vielfältigen Quellen stammen, etwa aus elektronischen Patientenakten, Registern, von Krankenkassen, aus nicht-interventionellen Studien und nicht zuletzt aus medizinischen Apps, in denen Patienten selbst Auskunft über Symptome und Nebenwirkungen geben (Patient-Reported Outcomes, PROs).
Therapieergebnisse im Alltag
„Real-World-Daten bieten ein enormes Potential, das bisher aber nicht ausreichend genutzt wird“, betonte Schach, denn diese Daten könnten Erkenntnisse aus dem Praxisalltag liefern, die in klinischen Studien mit ihren streng definierten Studienpopulationen, bedingt durch enge Ein- und Ausschlusskriterien, nicht abgebildet werden. Während es dort darum gehe, die Efficacy einer Medikation zu zeigen, repräsentierten Real-World-Daten die Effectiveness, also den Therapieeffekt unter Alltagsbedingungen, der Patienten jeden Alters und auch solche mit Komorbiditäten einschließe. So könnte etwa beantwortet werden, wie Patienten langfristig auf ein Medikament ansprechen, ob Nebenwirkungen auftreten oder ob Interaktionen mit anderen Medikamenten vorliegen.