39ᵗʰ Annual European Association of Urology (EAU) Congress 2024
Urogenitale Tumoren: Alte Fragen in Prüfung, OP-Techniken im Vergleich und eine „neue“ Entität
In Paris, Frankreich, richtete die European Association of Urology (EAU) in diesem Jahr bereits zum 39. Mal Europas größten Urologiekongress aus. Von tausenden eingereichten Abstracts erhielten hunderte Autoren die Chance, ihre Arbeit auf der viertägigen Veranstaltung zu präsentieren. Inhaltlich ging es unter anderem um den Evidenzstand zu ungelösten Fragen wie der Prostatakrebs-Screening-Debatte, um die Vor- und Nachteile der erweiterten Lymphknotendissektion, um Künstliche Intelligenz oder die Definition und Einordnung des oligometastatischen Blasenkrebses.
Prostata, Prostatakrebs, Screening, prostataspezifisches Antigen, Urologie, Screening, Biopsie, DNA-Methylierung, Blasenkrebs, erweiterte Lymphknotendissektion, Künstliche Intelligenz, Hoden, Teratom, aktive Überwachung
Prostatakarzinom
Die EU-Kommission aktualisierte im Jahr 2022 ihre Empfehlungen zu Krebs-Screening-Programmen – mit dem Vorschlag, Mitgliedsstaaten sollten die Machbarkeit und Effizienz eines Prostatakrebs-Screenings evaluieren. Insofern hatten entsprechende Sessions zum Teil einen laut Prof. Peter Albers, Düsseldorf, „hochpolitischen“ Charakter. Zur Erkennung aggressiver Prostatakarzinome (PCa) wurde unter anderem eine neue Methylierungsanalyse vorgestellt, die mit kleinen Proben aus Nadelbiopsien auskommt.
OPT: der schwedische Screening-Weg
Im Jahr 2020 initiierte Schweden ein nationales Screening-Programm (Organised Prostate Cancer Testing; OPT); die ersten Ergebnisse nach drei Jahren wurden nun präsentiert [1] und publiziert [2]. Alle 50 Jahre alten Männer dreier Regionen (insgesamt mehr als 68.000) erhielten auf dem Postweg eine Einladung. Dem Schreiben lag ein Informationsblatt über die Vor- und Nachteile des Screenings auf das prostataspezifische Antigen (PSA) bei. Männern mit erhöhten Messwerten ab 3 ng/ml wurde eine biparametrische Magnetresonanztomografie (MRT) angeboten. Die Beteiligung am PSA-Test betrug 35 %, erhöhte PSA-Level fanden sich bei 2,9 % (n = 696) der Teilnehmer. Als Indikationen für eine Biopsie galten der Befund von PI-RADS (Prostate Imaging Reporting and Data System) 1–3 mit einer PSA-Dichte von ≥ 0,15 ng/ml/cm3 oder PI-RADS 4–5. Von den Männern mit einem erhöhten PSA-Wert erhielten 44 % (n = 306) eine Indikation zur Biopsie, die 221 wahrnahmen. Das Ergebnis fiel zu 38 % gutartig aus, 20 % entsprachen einer Gleason-Graduierungsgruppe (GGG) 1 und 42 % einer GGG ≥ 2. Wie die Forschenden betonten, blieb durch die Kombination aus MRT-Resultat und PSA-Dichte mehr als der Hälfte derjenigen mit einem erhöhten PSA die Biopsie erspart. Abb. 1 stellt die Ergebnisse aus den drei Versuchsregionen dar.