Weichgewebesarkome sind eine sehr heterogene und seltene Gruppe von Tumoren mit unterschiedlichem pathologischem und klinischem Erscheinungsbild. Bisher gab es im europäischen Raum lediglich Expertenempfehlungen für die Behandlung von Sarkompatienten. „Mit der neuen Leitlinie ändert sich das. Das Ziel ist, mit evidenzbasierten Empfehlungen die Diagnostik und Therapie zu standardisieren, das Gesamtüberleben der Betroffenen zu verlängern und die Lebensqualität zu steigern“, so Prof. Peter Hohenberger, Mannheim, der zusammen mit Prof. Bernd Kasper, Mannheim, und Prof. Viktor Grünwald, Essen, Koordinator der neuen S3-Leitlinie ist.
Bei der Behandlung von Sarkomen spielen interdisziplinäre Tumorboards und zertifizierte Sarkomzentren eine wichtige Rolle: „Selbst wenn der Tumor präoperativ nicht als Sarkom eingeschätzt wird, sollte nach der operativen Entfernung eine Überweisung der Patientinnen und Patienten an ein zertifiziertes Sarkomzentrum erfolgen. Dort kann ggf. eine zweite Operation vorgenommen werden, um noch vorhandene Tumorzellen zu entfernen.
Ein Sarkomzentrum soll auch die notwendige Nachsorge nach Entfernung eines Sarkoms empfehlen oder koordinieren“, so Hohenberger.
Bei der Therapie von Weichteilsarkomen ist eine adäquate Diagnostik von besonderer Bedeutung. „Die Prognose der Patientinnen und Patienten hängt vor allem von der histologischen Diagnose-sicherung ab“, sagt Kasper. Deshalb sollten Sarkome vor einer Operation histologisch gesichert werden. Der nach wie vor verbreiteten Einschätzung, bei Sarkomen brauche keine Biopsie durchgeführt zu werden, widerspricht die Leitlinie.
„Ist der Tumor weiter fortgeschritten, soll Betroffenen vor einer Operation eine multimodale Therapie, z. B. eine präoperative Strahlentherapie, eine systemische Chemotherapie, gegebenenfalls in Kombination mit Tiefenhyperthermie, angeboten werden“, sagt Grünwald. „Die Chance auf eine komplette Tumorentfernung kann so verbessert werden.“ Darüber hinaus enthält die Leitlinie evidenzbasierte Empfehlungen zur Sequenz von medikamentösen Systemtherapien für Weichgewebesarkome und GIST.
Pressemitteilung „Erstmals S3-Leitlinie Gewebesarkome erschienen" der GISG und der Deutschen Krebsgesellschaft, Leitlinienprogramm Onkologie am 08.09.2021.