Das Pankreaskarzinom ist eines der Sorgenkinder der Onkologie, und deshalb haben Neuentwicklungen bei diesem Tumor, auch wenn sie nur kleine Schritte darstellen, gute Chancen, beim Kongress der American Society of Clincical Oncology (ASCO) in der Plenarsitzung präsentiert zu werden. In diesem Jahr war das mit einem für diesen Tumor ganz neuen Ansatz – einer Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor – der Fall. Darüber hinaus gab es auf dem Gebiet der gastrointestinalen Tumoren zahlreiche weitere interessante Ergebnisse, u. a. zu operativen/interventionellen Therapien oder zu Immuntherapien, von denen hier eine kleine Auswahl präsentiert wird.
Pankreaskarzinom
PARP-Inhibition halbiert Progressionsrisiko
Bei Ovarial- und mittlerweile auch Mammakarzinom hat das Prinzip der PARP-Inhibition Eingang in die onkologische Praxis gefunden. Das Enzym PARP (Poly-ADP-Ribose-Polymerase) ist an der Reparatur geschädigter DNA-Sequenzen beteiligt, und Zellen mit Defekten in anderen DNA-Reparaturmechanismen – zum Beispiel mit Mutationen der Reparaturgene BRCA 1 und 2 – sind besonders auf seine Funktionsfähigkeit angewiesen. Eine PARP-Hemmung kann deshalb bei Tumoren mit BRCA-Mutationen die Reparatur der durch eine Chemotherapie verursachten DNA-Schäden blockieren und die Zellen in die Apoptose treiben, wie das klinisch zuerst beim Ovarialkarzinom gezeigt wurde. Auch beim Pankreaskarzinom trägt ein relativ geringer Prozentsatz der Patienten BRCA-Mutationen in der Keimbahn und damit auch in jeder Körper- und Tumorzelle. In kleinen Studien schien der PARP-Inhibitor Olaparib bei Tumoren solcher Patienten Wirkung zu zeigen; das wurde in der Phase-III-Studie POLO in einem randomisierten Setting überprüft:
Für die Studie, die Hedy Kindler, Chicago, in der Plenarsitzung des ASCO-Kongresses vorstellte und die zeitgleich publiziert wurde [1, 2], wurden in 119 Zentren in zwölf Ländern 3.315 Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom auf Keimbahnmutationen von BRCA1/2 gescreent. Bei 7,5% aller Patienten fiel der Test positiv aus, und 154 davon, die unter einer Erstlinien-Chemotherapie auf Platin-Basis (meist FOLFIRINOX) nicht progredient gewesen waren, wurden im Verhältnis 3 : 2 randomisiert, eine Erhaltungstherapie mit Olaparib (300 mg zweimal täglich) oder Placebo zu bekommen.
Primärer Endpunkt war das von einem unabhängigen Komitee verblindet festgestellte progressionsfreie Überleben. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 9,1 Monaten im Olaparib- und 3,8 Monaten im Placeboarm war der Medianwert dafür durch die aktive Erhaltungstherapie von 3,8 auf 7,4 Monate nahezu verdoppelt und das Risiko für Progression oder Tod fast halbiert worden (Hazard Ratio 0,53; p = 0,004; Abb. 1a); das galt in ähnlicher Weise für alle untersuchten Subgruppen. Nach zwei Jahren waren noch 22,1% der Patienten im Verumarm und 9,6% im Placeboarm progressionsfrei am Leben. Bei einer Interimsanalyse des Gesamtüberlebens – bei allerdings erst 46% der erforderlichen Ereignisse – war bislang kein Unterschied zu erkennen (median 18,9 vs. 18,1 Monate; HR 0,91; p = 0,68; Abb. 1b), aber eine vorläufige Analyse lässt vermuten, dass auch die Zeit bis zu einer Progression nach einer Folgetherapie (nach Versagen der Erstlinien-Erhaltungstherapie) im ursprünglichen Olaparib-Arm tendenziell länger ausfällt.