Die Identifizierung von kausalen Treibermutationen hat in den letzten zwei Jahrzehnten zur Entwicklung zahlreicher neuer Medikamente geführt.Primäre Treiber- sowie sekundäre Resistenzmutationen gewinnen aber zunehmend auch diagnostische Bedeutung, denn für den Einsatz von immer mehr Krebsmedikamenten ist ihr Nachweis durch den Molekularpathologen obligat („Companion Diagnostics“, CDx).
Lassen sich keine Biopsien gewinnen oder würde das den Patienten zu stark belasten, sind auch Mutationsnachweise aus der im Blut zirkulierenden Tumor-DNA (ctDNA) zulässig („Liquid Biopsy“). Als erste und bislang einzige Indikation dafür wurde Anfang 2018 die T790M-Mutation des EGF-Rezeptors als Voraussetzung für die Verabreichung von Osimertinib beim resistenten
NSCLC in den Abschnitt 19.4.4 des EBM aufgenommen.
Der Nachweis aus dem Plasma des Patienten ist allerdings nicht trivial, da Tumor-DNA hier nur in geringsten Mengen vorliegt. Hochsensitive Methoden wie digital droplet PCR oder Next Generation Sequencing sind ebenso gefragt wie eine sachgemäße Präanalytik, um eine Verdünnung durch genomische DNA aus Blutzellen zu vermeiden.
Erste deutschsprachige Monografie
Da sich die Standardisierung der Methoden noch im Fluss befindet und es zu diesem Thema bisher keine umfassende Darstellung gibt, traf sich im Frühjahr 2018 eine Gruppe deutschsprachiger Molekularpathologen, um alle Aspekte des Vorgehens von der Wahl des Probenröhrchens bis zur Auswertung und Interpretation der Analysenergebnisse zu diskutieren. Aus dem Expertengespräch unter Leitung von Prof. Michael Hummel, Charité Universitätsmedizin, Berlin, entsteht derzeit im Trillium-Verlag die erste deutschsprachige Monografie als methodische Handreichung. Sie erscheint im Sommer 2018 und ist in erster Linie für das molekularpathologische Labor gedacht.
Der Fokus im Workshop lag zwar auf der T790M-Mutation, doch die in der Monografie behandelten Methoden sollen breit anwendbar sein, sodass sie auch auf die Bestimmung anderer Mutationen (z. B. beim Mammakarzinom) sowie den Einsatz in anderen Körperflüssigkeiten ausgedehnt werden können.
Josef Gulden, Georg Hoffmann