Neue Erkenntnisse zu Hirnmetastasen
Das Melanom geht unter allen soliden Tumoren mit dem höchsten Risiko für Hirnmetastasen einher [1], verbunden mit dem höchsten Risiko eines neurologisch bedingten Todes [2]. Da verwundert es nicht, dass sich ein Schwerpunkt der Melanom-Sessions beim ESMO 2023 dieser Thematik gewidmet hat.
BRAF-mutiertes Melanom: weniger Hirnmetastasen mit Erstlinien-Immuntherapie
Die Phase-II-Studie SECOMBIT hatte zeigen können, dass es bei Erkrankten mit einem metastasierten BRAF-mutierten Melanom sinnvoll ist, die Behandlung mit einer Immuntherapie (Nivolumab/Ipilimumab: Nivo/Ipi) zu beginnen und bei Progress auf eine zielgerichtete Therapie (hier mit Encorafenib/Binimetinib: Enco/Bini) umzustellen [3]. Beim ESMO 2023 stellte Prof. Paolo Ascierto, Neapel, Italien, nun die 5-Jahres-Daten der Studie sowie Analysen zu Hirnmetastasen vor. Im 5-Jahres-Update war das progressionsfreie Überleben (PFS) im Langzeitverlauf weiterhin wesentlich besser, wenn der zielgerichteten Therapie eine Behandlung mit Nivo/Ipi voranging als bei umgekehrter Sequenz (5-Jahres PFS-Rate 50 vs. 27 %; Hazard Ratio [HR] 0,61; p = 0,03) [4]. Alternativ konnte auch ein vergleichbar gut wirksames Sandwich-Design (acht Wochen Induktion mit Enco/Bini, dann Nivo/Ipi, bei Progress Enco/Bini) gewählt werden [3]. Ähnliche Ergebnisse wurden für das Gesamtüberleben (OS) dokumentiert, wenngleich hier das Signifikanzniveau verfehlt wurde.
Ascierto stellte auch aktuelle Daten zum hirnmetastasenfreien Überleben (BMFS) nach einem medianen Follow-up von 56 Monaten vor. Sowohl für den Arm Immuntherapie/zielgerichtete Therapie als auch für das Sandwich-Regime zeigte sich in der exploratorischen Analyse hinsichtlich des PFS und des OS ein Trend hin zu einem besseren BMFS nach fünf Jahren als im Arm zielgerichtete Therapie/Immuntherapie (PFS: HR 0,48 [p = 0,045] bzw. 0,35 [p = 0,008]; OS: HR 0,52 [p = 0,124] bzw. HR 0,53 [p = 0,151]) (Abb. 1) [4].