Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) sind auf Oberflächenmoleküle abzielende Antikörper, die über ein Verbindungsstück (Linker) mit einem Tumorzellgift gekoppelt sind. Nachdem das ADC an den anvisierten Rezeptor der Tumorzelle gebunden hat, nehmen diese das ADC auf. Daraufhin wird das verlinkte Zellgift freigesetzt, und es tötet die Tumorzelle von innen, indem es den programmierten Zelltod (Apoptose) auslöst. Das gezielte Einschleusen einer zytotoxischen Substanz schont weitgehend das gesunde Gewebe, was tendenziell weniger unerwünschte Wirkungen als bei konventionellen Systemtherapien nach sich zieht. Trotzdem müssen bestimmte Nebenwirkungen beachtet werden, darunter eine venookklusive Erkrankung, Pneumonitis, eine okuläre Keratopathie und Hautausschlag. Mittlerweile sind in der Europäischen Union bereits mehrere ADCs für verschiedene Tumorentitäten zugelassen [1, 2]: sechs ADCs zur Therapie von hämatologischen Neoplasien (Belantamab-Mafodotin, Brentuximab-Vedotin, Polatuzumab-Vedotin, Gemtuzumab-Ozogamicin, Inotuzumab-Ozogamicin, Loncastuximab-Tesirin), drei ADCs zur Behandlung des Mammakarzinoms (Trastuzumab Emtansin, Trastuzumab Deruxtecan, Sacituzumab Govitecan), zwei ADCs zur Therapie des Urothelkarzinoms (Enfortumab Vedotin, Sacituzumab Govitecan) und ein ADC zur Behandlung des HER2-positiven Adenokarzinoms des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (Trastuzumab Deruxtecan).
Eine neue, ganz spezielle Antikörperklasse sind sogenannte Nanobodies, die mit nur einer einzelnen Bindestelle ihre Zielstruktur erkennen und etwa zehnmal kleiner sind als ein konventioneller Antikörper. Diese können die Entwicklung von Nanobody-basierten Immunotherapeutika der nächsten Generation in klinischen Studien und im klinischen Alltag anstoßen.
Sabrina Kempe