Hämatoonkologie: Fortschritte in Therapie und Diagnostik

Am 08.11.2024 fand im MLL Münchner Leukämielabor das sechste onkologische Symposium statt, auf dem – passend zum folgenden Schwerpunkt – wieder innovative Ansätze für die hämatoonkologische Diagnostik präsentiert wurden. Torsten Haferlach informierte über die Fortschritte des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI). Dieser beginnt mit der Auswertung von Einsendescheinen und reicht hin bis zu automatisierten Diagnoseschritten. KI-gestützte Verfahren zur Zytomorphologie, Zytogenetik, Durchflusszytometrie und Molekulargenetik sind nur einige der Ansätze, die das Potenzial der digitalen Transformation in der Onkologie verdeutlichen. Marietta Truger zeigte in ihrem Vortrag die Vorteile von Whole Genome Sequencing (WGS) und Whole Transcriptome Sequencing (WTS) für die Hämatoonkologie auf.

Durchflusszytometrische Methoden zur Diagnostik der hämatologischen Neoplasien, aber auch zur Überwachung des zellulären Immunstatus sind gut etabliert und sowohl in der Forschung als auch in der Routine­diagnostik nicht mehr wegzudenken.

Jessica Michalska, Nico Olek und Sven Olek beschrieben in ihrem Beitrag das epigenetische Immunmonitoring. Es eröffnet neue Perspektiven und bietet in klinischen Studien bei manchen Fragestellungen schon eine Alternative zur Durchflusszytometrie. Die Analyse der DNA-Methylierung ist ein vielversprechender Ansatz, um präzise Informationen über die Genexpression innerhalb einer Zelle zu erhalten. Anhand dieser Methodik könnte es möglich werden, die komplexen und ressourcenintensiven Verfahren der Durchflusszytometrie sinnvoll zu ergänzen – insbesondere, wenn die Proteinexpression spezifische Zelltypen definiert, die durch epigenetische Mechanismen reguliert werden. Damit könnte ein weiterer Schritt in der Personalisierung der onkologischen Therapie erreicht werden.

Das Immunsystem spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen Tumoren, weshalb die Forschung an Immuntherapien stetig zunimmt. Maik Friedrich und Ulrich Sack zeigen, wie sich die CAR-T-Zell-Therapie als effektives Werkzeug in der Hämatoonkologie etabliert und bewährt hat. Ihre Fähigkeit, gezielt gegen B-Zell-Malignome vorzugehen, zeigt das Potenzial, auch in weiteren Bereichen der Onkologie angewendet zu werden. Durch kontinuierliche Forschung und Weiterentwicklung dieser Therapieform wird eine Optimierung der Behandlungsstrategien erwartet, die den Patient:innen zugutekommen könnte.

Die Diagnose von Plasmazellneoplasien stellt eine Herausforderung dar. Zu den von der International Myeloma Working Group empfohlenen Methoden gehören die Quantifizierung freier Leichtketten im Serum, die Serumproteinelektrophorese und die Immunfixationselektrophorese. Letztere ist methodisch aufwendig und arbeitsintensiv. Ulrich Sack und Oliver Frey beschreiben die Immuntypisierung als (semi-)automatisierte Alternative zur Immunfixationselektrophorese. Dieses Verfahren verspricht eine effizientere Handhabung beim Nachweis und der Typisierung von monoklonalen Komponenten und kann somit einen wertvollen Beitrag zur Diagnostik in der Hämatoonkologie leisten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die hämatoonkologische Forschung beeindruckende Fortschritte gemacht hat, insbesondere im Bereich der hämatologischen Neoplasien. Sie ist auf einem spannenden Weg der Innovation und Verbesserung der Routinediagnostik. Der Austausch von Ideen und Erkenntnissen – wie er hier im Schwerpunkt dieser Ausgabe von Trillium Diagnostik und auch auf unserem Symposium gelebte Praxis ist – ist essenziell, um die Entwicklung neuer Diagnosetechniken und Therapieansätze voranzutreiben.