Gastrointestinale Infektionen: Gastrozeit

Es ist Spätsommer und es ist wieder Saison für gastrointestinale Infektionen. Diese sind zwar nicht auf das Sommerhalbjahr beschränkt, treten aber in der Regel in der wärmeren Jahreszeit häufiger auf. Grundsätzlich handelt es sich bei infektiösen Gastroenteritiden um Entzündungen der Schleimhäute von Rachen, Magen, Dünn- und Dickdarm, verursacht von Bakterien, Viren oder Protozoen. Die Erreger werden durch Lebensmittel und Wasser, von Mensch zu Mensch oder als Zoonose von Tier zu Mensch übertragen. Meist sind solche Infektionen selbstlimitierend, doch kann es bei immunsupprimierten Personen oder älteren Menschen über 65 Jahren zu gravierenden Erkrankungen kommen. Bedingt durch die SARS-CoV-2-Pandemie ging die Zahl der Ausbrüche 2020 deutlich zurück – um jetzt wieder anzusteigen [1]. Genauso wie die Entero- und die Influenzaviren vermehrt sich auch SARS-CoV-2 häufig zuerst im Magen-Darm-Trakt, bevor es zur Entzündung der Atemwege kommt.

Die Erreger

Als Erreger der infektiösen Gastro­enteritis kommen Viren, Bakterien oder Protozoen infrage. Weltweit stellen Noro- und Rotaviren die Hauptursache akuter, viraler Gastroenteritiden dar, wogegen der häufigste Erreger einer bakteriellen Gastroenteritis laut Robert Koch-Institut der Gattung Campylobacter angehört. Aber auch Salmonellen und Shigellen zirkulieren in Deutschland. Häufige protozoale Erreger von Gastroenteritiden sind Giardia lamblia oder Cryptosporidium parvum (und andere Species), wobei beide Erreger in Deutschland eher als „Urlaubsmitbringsel“ eine Rolle spielen.

Sonderfall Clostridioides difficile

C. difficile ist im Darm von Säuglingen und Kleinkindern in hoher Konzentration vorhanden, ohne eine akute Gastroenteritis auszulösen [2]. Im Darm von gesunden Erwachsenen führt C. difficile allenfalls noch ein Nischendasein. Unter ungüns­tigen Bedingungen, beispielsweise nach einer längeren Antibiotika-Therapie, kann sich C. difficile jedoch so stark vermehren, dass eine Monoinfektion (CDI) ausgelöst wird, die häufig rezidivierend ist und bei Vorbelasteten durchaus tödlich sein kann. Auch bei Kleinkindern kann es in seltenen Fällen zu solchen Infektionen kommen.

Der eigentliche Auslöser der Colitis sind die Exotoxine A und B [3]. Dazu kann noch ein sogenanntes Binary-Toxin kommen, das jedoch nur von ca. 20 % der Erreger gebildet wird. Toxin A und B sind aber nicht nur die Auslöser der Enteritis, sie bzw. der Nachweis ihrer Gene mithilfe von Multiplex-PCR ist beweisend für eine CDI. Auch für das Binary-Toxin gibt es mittlerweile einen Nachweis (S. 196).

Toxinbedingtes HUS

Als Folge einer gastrointestinalen Infektion durch bakterielle Erreger kann ein sogenanntes hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) auftreten, das zu den thrombotischen Mikroangiopathien zählt und mit akutem Nierenversagen, einer hämolytischen Anämie und einer Thrombozytopenie einhergehen kann. Oft sind enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) dafür verantwortlich [4]. Im Jahr 2011 gab es in Deutschland eine starke Häufung von HUS mit 811 nachgewiesenen Erkrankungen, an denen 35 Personen verstarben. 

PCR oder Serologie

Der Nachweis einer bakteriellen gastro­intestinalen Infektion erfolgt – sobald klinische Symptome auftreten – klassischerweise durch eine Kultur von Stuhl bzw. Diarrhö-Flüssigkeit; bei Kindern ist auch Erbrochenes verwendbar – eine vergleichsweise aufwendige und vor allem langwierige Methode. Immer häufiger kommen deshalb zur genauen Bestimmung des Erregers PCR oder die Serologie zum Einsatz. Beide Methoden führen innerhalb weniger Stunden zu einem Ergebnis. Hierbei hat der kulturelle Nachweis den Vorteil, dass sich direkt eine Resistenzbestimmung anschließen lässt.    

Autoren
Dr. Gabriele Egert
Mitglied der Redaktion
Prof. Dr. Lutz Gürtler
Mitglied des Fachbeirats
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