Digitale Pathologie: Herausforderungen und Lösungsansätze
Liebe Leserinnen und Leser,
das Fachgebiet der Pathologie bewegt sich schnell und sicher in ein digitales Zeitalter. Die Entwicklung des Faches geht dabei weit über Neuerungen im Bereich der klassischen Krankenhausinformatik hinaus. Elektronisch erfasste Patientenakten mit Barcodes auf Objektträgern (OTs) sind in vielen Instituten der Pathologie längst Standard. Auch die Übermittlung der Befunde via HL7 ist für viele Einsender bereits etabliert. Vielerorts werden nun auch die OTs selbst digitalisiert. Moderne Hochleistungsscanner wandeln sie in hochauflösende digitale Bilder um. Die digitale Pathologie bietet somit bereits zahlreiche Möglichkeiten, wie z. B. einfaches Suchen von OTs, gleichzeitiges Betrachten und einfaches Teilen, Arbeiten außerhalb des Büros (Stichwort: Homeoffice während der Pandemie) und viele mehr.
Diese Digitalisierung der Pathologie steht jedoch vor zahlreichen Herausforderungen, insbesondere durch die hohen Transformationskosten, die technischen Hürden bei der Installation und Integration und das erforderliche Qualitätsmanagement. Dennoch hat sich an vielen Stellen gezeigt, dass diese Investitionen die Effizienz steigern und neue verbesserte Arbeitsabläufe ermöglichen können. In dieser neuen Zeitschrift Trillium Digitale Pathologie, die in ihrer Erstausgabe unter Beteiligung des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e. V. (BDP, s. Interview S. 16) entstanden ist, wollen wir Beispiele für die praktische Umsetzung der digitalen Pathologie an verschiedenen Standorten geben, inklusive überwundener Hürden und realistischer Ergebnisse. Jedes pathologische Institut hat seine eigenen Gegebenheiten, und leider gibt es keine Blaupause für den Einsatz der digitalen Pathologie. Dennoch stehen viele vor den gleichen Fragen. Alle Beteiligten, die diesen Schritt der Digitalisierung bereits vollzogen haben, sind eingeladen, ihre Antworten zu präsentieren.
Die praktischen Herausforderungen betreffen nicht nur die technische Umsetzung digitaler Systeme im Labor, sondern auch eine ganze Reihe von Systemen, die von ihnen abhängen: Wie können Tumorboards von der digitalen Pathologie profitieren? Wie lange speichert man digitale Daten und wo? Wie ist der rechtliche Rahmen für die digitale Befundung? In dieser Zeitschrift wollen wir Menschen aus der Praxis zu Wort kommen lassen, die sich diese oder ähnliche Fragen bereits gestellt haben.
Neben der digitalen Pathologie werden wir in dieser neuen Serie auch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Pathologie beleuchten und die damit verbundenen Möglichkeiten aufzeigen. Der neue Bereich der computergestützten Pathologie (sog. computational pathology) ist noch weitgehend in der Forschung angesiedelt. Mit der klinischen Zulassung der ersten KI-Anwendung zur Krebserkennung bei Prostatastanzbiopsien durch die Food and Drug Administration (FDA) in den USA zeichnet sich jedoch bereits ab, wie solche Modelle in Zukunft in den klinischen Alltag Einzug halten könnten. Dies wirft natürlich viele weitere Fragen auf, die wir in einzelnen Artikeln in dieser und den folgenden Ausgaben behandeln werden: Welche Applikationen gibt es? Wie können diese uns helfen? Wie kommen wir überhaupt an die Anwendungen, und wie werden sie in den klinischen Alltag integriert? Einige Antworten gibt es hierzu bereits. Z. B. wird in dieser Ausgabe EMPAIA beschrieben - eine neue Plattform, die diese und andere Fragen beantwortet und sich an alle Akteure der KI-Entwicklung, einschließlich der Industrie, richtet, um die Verfügbarkeit von KI in der Pathologie zu fördern.
Trillium Diagnostik ist eine deutsche Zeitschrift, und unsere erste Ausgabe der Trillium Digitale Pathologie ist auch auf Deutsch gehalten. Da der Bereich der digitalen und computergestützten Pathologie jedoch international gleichsam wächst, und wir auch von unseren internationalen Nachbarn lernen wollen, werden wir die zukünftigen Ausgaben in Englisch anbieten.
Wir hoffen, mit der neuen Reihe Trillium Digitale Pathologie sowohl für Ärzt:innen, Labormitarbeiter:innen, Beschäftigte in den IT-Abteilungen als auch für Forscher:innen der pathologienahen Computerwissenschaften spannende Beiträge zu leisten und freuen uns mit Ihnen auf diese und die kommenden Ausgaben!