Liquid Biopsy erstattungsfähig

Lungennetzwerk NOWEL

Mit der EBM-Novelle vom Juli 2016 wurden diverse Leistungen der Molekularpathologie erstmals auch für GKV-Patienten erstattungsfähig. Zu diesen Leistungen zählt das Next Generation Sequencing (NGS) für Krebspatienten mit komplexen genetischen Veränderungen im Primärtumor. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Kontext das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) mit seinen vielfältigen Treibermutationen dar. Bei ihnen kann die zielgerichtete Therapie mit EGFR-, ALK- bzw. MET/ROS-Inhibitoren das mittlere Gesamtüberleben um ein bis zwei Jahre verbessern (s. Abbildung). Somit erscheint es nur recht und billig, dass die Kassen die begleitende Analytik (Companion Diagnostics) aus den bioptisch entnommenen Gewebeproben auch bezahlen.

Resistenzentwicklung
Soweit die gute Nachricht. Doch leider entwickelt gerade das NSCLC relativ rasch Resistenzen, sodass man in Zweit- und Drittbiopsien nach neuen Treibermuta­tionen suchen muss, die auf andere Medikamente ansprechen. Einfacher und vor allem für den Patienten weniger belastend wäre es, diese Untersuchungen mittels Liquid Biopsy aus zirkulierender Tumor-DNA im Blut vorzunehmen. Doch Blutuntersuchungen werden von der GKV trotz EBM-Novelle bislang nicht vergütet.
Abhilfe bietet nun das von Prof. Dr. med. Frank Griesinger, Pius-Hospital Oldenburg, ins Leben gerufene „Lungennetzwerk NOWEL“. Bei einer Pressekonferenz am 20.5.2016 in Berlin erläuterte der renommierte Onkologe das Konzept: Ärzte, die sich dem Netzwerk anschließen, können für ihre Patienten mit nachgewiesenem NSCLC anstelle von Gewebe auch eine Blutprobe zur Gensequenzierung einschicken, wenn klinisch eine Rebiopsie indiziert wäre, die jedoch praktisch nicht durchführbar  ist oder zu wenig Material für eine umfassende Analytik bietet.
Die Sequenzierung mittels Hybrid-Capture-based NGS wird im Labor der NEO New Oncology AG Hamburg unter fachlicher Leitung des Pathologen Dr. Lukas Heukamp durchgeführt und kann seit dem 1.4.2016 im Rahmen eines „Vertrags zur besonderen Versorgung“ mit der Barmer GEK abgerechnet werden. Für die Analyse und Beratung werden 2.000 € vergütet. Aufgrund der restriktiven Indikationsstellung und der hohen Anforderungen an die Dokumentation rechnet Griesinger nicht mit einem „Flüssigbiopsie-Boom“, der die größte Krankenkasse Deutschlands über Gebühr belasten könnte. Er schätzt das Potenzial auf maximal 2.000 Biopsien pro Jahr.