Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Interdisziplinären Arbeitsgruppe BlasenCarcinom der Deutschen Krebsgesellschaft die S3-Leitlinie zum Harnblasenkarzinom aus dem Jahr 2016 überarbeitet. Aufgrund neuer Zulassungen von Immuncheckpoint-Inhibitoren wurden die Empfehlungen zur Systemtherapie des metastasierten Urothelkarzinoms aktualisiert.
Laut Robert Koch-Institut ("Krebs in Deutschland für 2015/2016") erkrankten 2016 in Deutschland etwa 30.000 Menschen neu an einem Harnblasentumor, Männer häufiger als Frauen. Dieser zweithäufigste urologische Tumor tritt häufiger im Alter auf – das mittlere Erkrankungsalter liegt bei über 70 Jahren –, weshalb die Inzidenz in den kommenden Jahren weiter steigen dürfte. Es handelt sich dabei überwiegend um Urothelkarzinome, die gleichzeitig an mehreren Stellen der Blase und der ableitenden Harnwege vorkommen können. Aktiv- und Passivrauchen sind die wichtigsten Risikofaktoren.
Die Therapieempfehlungen für das metastasierte Urothelkarzinom in der Erst- und Zweitlinie haben sich grundlegend geändert. In der Erstlinie bleibt die cisplatinbasierte Chemotherapie Standard, die allerdings nicht immer anwendbar ist, v. a. bei Nierenfunktionsstörungen, Herzinsuffizienz oder neurologischen Störungen. Für diese Patienten können nun Immuncheckpoint-Inhibitoren eingesetzt werden, sofern die Tumorzellen PD-L1 exprimieren.
Auch die Empfehlungen zur Immuntherapie metastasierter Tumoren in der Zweitlinie bei Progression nach bzw. unter platinhaltiger Chemotherapie wurde aktualisiert. Die Immuntherapie gilt nun als neuer Standard in der Zweitlinie. Betont wird die Bedeutung einer ausführlichen Aufklärung der Patienten über Nebenwirkungen, die selbst Monate nach der Behandlung auftreten können.
Die Leitlinie, an der 31 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt waren, ist abrufbar auf www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/harnblasenkarzinom/, zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert (für Android- und iPhone-Nutzer unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/)
Redaktion