Die Behandlung des Nierenzellkarzinoms wurde durch Einführung von Inhibitoren des VEGF-Rezeptors (VEGFR) revolutioniert. Frühere Studiendaten wiesen darauf hin, dass die Behandlung mit einem Anti-VEGF-Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) auch in späteren Therapielinien, etwa nach vorheriger Checkpoint-Inhibitor-Therapie, wirksam sein könnte.
Die offene, randomisierte, multizen-trische, kontrollierte Phase-III-Studie TIVO-3 evaluiert die Wirksamkeit und Sicherheit des selektiven VEGFR-TKI Tivozanib im Vergleich zu Sorafenib in der dritten oder vierten Behandlungslinie bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) [1]. Die Patienten mussten in gutem Allgemeinzustand sein (ECOG-PS 0 oder 1) und mindestens zwei systemische Vortherapien erhalten haben, darunter mindestens einen VEGFR-Inhibitor außer Tivozanib oder Sorafenib. Nach Randomisierung im Verhältnis 1 : 1 erhielten die Studienteilnehmer entweder Tivozanib (n = 175) oder Sorafenib (n = 175). Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) in der Intention-to-Treat-Population.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 19,0 Monaten war das mediane PFS unter Tivozanib gegenüber Sorafenib signifikant verlängert (5,6 Monate vs. 3,9 Monate; HR 0,73; 95-%-KI 0,56–0,94; p = 0,016). Die häufigste behandlungsassoziierte Grad-3/4-Nebenwirkung unter Tivozanib bzw. Sorafenib war Hypertension (20 % vs. 14 %). Ernste Nebenwirkungen wurden bei 11 % der Patienten unter Tivozanib und bei 10 % unter Sorafenib dokumentiert. Todesfälle traten nicht auf. Fazit der Autoren: Tivozanib ist Sorafenib in der Dritt- oder Viertlinienbehandlung von Patienten mit mRCC hinsichtlich des PFS überlegen – bei guter Verträglichkeit.
Claudia Schöllmann