Ein myelodysplastisches Syndrom (MDS) ist nur durch eine allogene Stammzelltransplantation heilbar. Die Prognose nach Transplantation hängt, wie eine amerikanische Kohortenstudie zeigt, auch hier stark davon ab, ob es gelingt, die minimale Resterkrankung, bestimmt anhand spezifischer molekularer Veränderungen, möglichst vollständig zum Verschwinden zu bringen.
Auch nach allogener Transplantation ist die Prognose bei einem MDS sehr variabel. Wie bei anderen hämatologischen Erkrankungen dürfte hier das Ausmaß der verbleibenden Tumorlast nach Transplantation eine Rolle spielen, aber der rein morphologische Nachweis von Blasten ist bei allen diesen Krankheiten nicht sehr aussagekräftig. Die quantitative Bestimmung der minimalen Resterkrankung (MRD) nach der Therapie ist dabei, sich als Prognoseparameter bei immer mehr leukämischen Erkrankungen zu etablieren. Auch bei MDS kennt man heute viele Mutationen, die, wenn sie prätherapeutisch bestimmt werden, häufig mit der Prognose der Patienten korrelieren. Mit den modernen molekulargenetischen Techniken lässt sich damit ein quantitativer MRD-Nachweis führen. Den haben Hämatologen an der Washington University in St. Louis benutzt, um bei 90 konsekutiven Patienten die Prognose nach allogener Transplantation abzuschätzen.
Eine erweiterte Exom-Sequenzierung zeigte bei 86 dieser Patienten vor Transplantation mindestens eine somatische Mutation im Knochenmark, die mit dem MDS in Beziehung stand. Bei 32 der Patienten (37%) war 30 Tage nach der Transplantation wenigstens eine solche Mutation mit einer Allelfrequenz von 0,5% oder höher nachweisbar. Insgesamt ergab sich für Patienten, die nach der Transplantation wiederum eine Progression zeigten, eine Allelfrequenz von 0,9%, die signifikant über der von nicht progredienten Patienten lag (0%; p < 0,001). Auch wenn an Tag 30 wenigstens eine Mutation mit einer Frequenz von ≥ 0,5% gefunden wurde, war das mit einem erhöhten Progressionsrisiko verbunden (53,1% vs. 13,0%; Hazard Ratio korrigiert für die Art des Konditionierungsregimes 3,86; p < 0,001). Die progressionsfreie 1-Jahres-Überlebensrate war bei den MRD-negativen Patienten deutlich höher als bei denen mit messbarer MRD (59,2% vs. 31,3%; korrigierte HR 2,22; p = 0,005).
Eine Konditionierung mit reduzierter Intensität (RIC) war ebenfalls ein Risikofaktor für ein Rezidiv; dieser und ein positiver MRD-Nachweis an Tag 30 wirkten additiv, was das Progressionsrisiko anging. Ein signifikanter ungünstiger Effekt einer persistierenden MRD an Tag 30 auf Progressionsrisiko (HR 4,48; p < 0,001) und progressionsfreies 1-Jahres-Überleben (HR 2,39; p = 0,002) blieb auch in einer multivariaten Analyse erhalten.
Josef Gulden