Geschlechtshormone spielen in der Onkogenese vielfach eine Rolle, und dänische Pädiater und Epidemiologen fahndeten daher in großen nationalen Registern nach einem Zusammenhang zwischen hormoneller Kontrazeption kurz vor der Schwangerschaft und dem Risiko für eine kindliche Leukämie.
Bei einem medianen Follow-up von 9,3 Jahren waren von über einer Million Kindern, die zwischen 1996 und 2014 geboren waren, 606 an einer Leukämie erkrankt. Hatte die Mutter in den drei Monaten vor oder sogar noch während der Schwangerschaft hormonell verhütet, war das Risiko um 46% höher als bei den übrigen Kindern (Hazard Ratio 1,46; p = 0,011). War die Kontrazeption noch während der Schwangerschaft fortgeführt worden, lag die Risikosteigerung sogar bei 78%; allerdings war der Unterschied dann nicht mehr ganz signifikant (HR 1,78; p = 0,070). Die Risikoerhöhung war nur bei nicht-lymphoiden Leukämien zu erkennen und dort entsprechend höher (HR 2,17; p = 0,008 ; bei Exposition in der Schwangerschaft: HR 3,87; p = 0,006).
Für den Gebrauch einer hormonellen Kontrazeption kurz vor oder während einer Schwangerschaft errechnet sich damit etwa ein zusätzlicher Leukämie-Fall pro 50.000 Kindern bzw. von 25 Fällen während der median neunjährigen Beobachtungsdauer in dieser Studie – das wären etwa 4% aller pädiatrischen Leukämien. Die hormonelle Kontrazeption geht also nicht mit einem exzessiv hohen Risiko einher, aber angesichts der bisherigen Unwissenheit bezüglich Risikofaktoren sehen die Autoren in ihren Ergebnissen zumindest einen Ansatzpunkt für die weitere Forschung hierzu.
Josef Gulden