Der B-Zell-Rezeptor (BCR) ist auch für maligne entartete B-Lymphozyten noch von großer Bedeutung – sonst würden z. B. Inhibitoren des BCR-Signalwegs bei B-Zell-Lymphomen nicht so gut wirken. In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt konnten Hämatologen und Pathologen von der Universität des Saarlands in Homburg und vom Senckenberg Institut für Pathologie in Frankfurt/Main nun zeigen, dass bei verschiedenen Lymphom-Subtypen der Rezeptor jeweils ganz spezifische Antigene erkennt – darunter körpereigene, aber auch bakterielle Antigene.
Die Arbeiten, die von dem im Frühjahr verstorbenen Prof. Michael Pfreundschuh, Homburg, angestoßen wurden, konnten ein Antigen identifizieren, mit dem zahlreiche Mantelzell-Lymphome interagieren. Vermutlich ist die chronische Stimulierung der B-Zellen durch den Kontakt mit diesem LDL receptor related protein-associated protein 1 (LRPAP1) für ihre vermehrte Proliferation und damit die Lymphom-Genese verantwortlich. Interessanterweise führte die Behandlung mit einem Konjugat, in dem LRPAP1 mit einem Toxin gekoppelt war, zur Abtötung der betreffenden Lymphom-Zellen.
Auch bei aggressiven ZNS-Lymphomen, diffus-großzelligen B-Zell-Lymphomen vom ABC-Typ sowie bei bestimmten Hodgkin-Lymphomen haben sich inzwischen ähnliche Interaktionen mit anderen, z. T. auch bakteriellen Antigenen gefunden, was eine infektiöse Genese der betreffenden Erkrankungen möglich erscheinen lässt.
Josef Gulden