NSCLC: Nintedanib in Zweitlinie verlängert Überleben
Das Spektrum der Behandlungsoptionen beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) in der Zweitlinie hat sich insbesondere für Patienten mit Adenokarzinomen-Histologie in den letzten Jahren deutlich erweitert. Durch die Kombination des Triple-Angiokinase-Hemmers Nintedanib mit Docetaxel kann bei europäischen Patienten ein Überlebensvorteil von nahezu fünf Monaten erreicht werden, wie Prof. Christian Grohé, Ev. Lungenklinik Berlin-Buch, berichtete.
Nintedanib (Vargatef®) ist ein oral applizierbarer, dreifach zielgerichteter Angiokinaseinhibitor, der die Signalweiterleitung von drei Rezeptorfamilien hemmt: der Rezeptoren 1–3 des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (VEGFR1–3), der α- und β-Rezeptoren für platelet-derived growth factor (PDFGR-α und -β) sowie der Typ-1–3-Rezeptoren für den Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGFR1–3). Nintedanib blockiert hierdurch die Neubildung von Blutgefäßen im Tumor, normalisiert brüchige und durchlässige Gefäße und unterdrückt Escape-Mechanismen des Tumors. Es ist in Kombination mit Docetaxel zur Therapie erwachsener Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC vom Adenokarzinom-Typ nach vorangegangener Chemotherapie zugelassen.
LUME-Lung1-Studie belegt Wirksamkeit in Zweitlinie
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden in der Phase-III-Studie LUME-Lung 1 in Kombination mit Docetaxel an etwa 1.300 Patienten nachgewiesen. Im Vergleich zur Monotherapie mit Docetaxel verlängerte die Kombination bei allen Patienten unabhängig von der Tumorhistologie das progressionsfreie Überleben signifikant von 2,7 auf 3,4 Monate (Hazard Ratio 0,79; p = 0,0019). Bei Patienten mit Adenokarzinom verlängerte die Kombination das Gesamtüberleben signifikant von median 10,3 auf 12,6 Monate (HR 0,83; p = 0,035).
Die Lebensqualität der Adenokarzinom-Patienten war unter der Kombination nicht signifikant verbessert im Vergleich zur Docetaxel-Monotherapie. Nintedanib verstärkte die typischen hämatologischen Docetaxel-Nebenwirkungen nicht. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren gastrointestinaler Art wie Diarrhöen sowie reversible Leberenzymerhöhungen. Diese waren in der Regel durch Supportivmaßnahmen und Dosisreduktion gut beherrschbar. Für antiangiogene Substanzen typische Nebenwirkungen wie arterielle Hypertonie, Blutungen oder Thrombosen wurden im Nintedanib-Arm sehr selten und nicht häufiger als im Kontrollarm beobachtet.
Weitere Analysen zeigten, dass der Überlebensvorteil durch Nintedanib umso größer war, je aggressiver die Erkrankung verlief. Bei der Gesamtgruppe der Adenokarzinom-Patienten betrug der OS-Vorteil durch die Kombinationsbehandlung 2,3 Monate; war die Erkrankung innerhalb von neun Monaten nach Beginn der Erstlinientherapie progredient gewesen, betrug er 3,0 Monate und bei refraktären Patienten mit Adenokarzinom (Krankheitsprogress als bestes Ansprechen unter der Erstlinientherapie) 3,5 Monate. Eine Post-hoc-Analyse ergab, dass europäische Patienten mit Adenokarzinom von der Therapie mit Nintedanib plus Docetaxel mit einer Verlängerung des medianen OS von 4,7 Monaten und einer relativen Reduktion des Sterberisikos von 21% profitierten. Bei europäischen Patienten mit Progress innerhalb von neun Monaten nach Beginn der Erstlinientherapie war es sogar um 31% verringert.
Susanne Heinzl
Satellitensymposium „Zielgerichtete Therapien beim NSCLC – Aktuelle Ergebnisse und praktische Erfahrung in der Erst- und Zweitlinie“ beim DGP-Kongress 2017 am 23.03.2017 in Stuttgart, unterstützt von Boehringer Ingelheim, Ingelheim am Rhein.