Die Zulassung des Multi-Tyrosinkinaseinhibitors Lenvatinib für das Radiojod-refraktäre, lokal fortgeschrittene oder metastasierte differenzierte Schilddrüsenkarzinom (RR-DTC) basiert auf den Ergebnissen der placebokontrollierten Phase-III-Studie SELECT [1]. Aktuelle Analysen zeigten, dass sich das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) gegenüber der Primäranalyse noch einmal zugunsten von Lenvatinib verbessert hat.
Im Gesamtkollektiv der SELECT-Patienten lag das PFS für Lenvatinib (Lenvima®) bei median 19,4 vs. 3,7 Monaten unter Placebo (Hazard Ratio 0,24; 99%-Konfidenzintervall 0,17–0,35; p < 0,0001; [2, 3]). Dieser Vorteil war in allen untersuchten Subgruppen nachweisbar, so Prof. Christoph Reuter, Hannover, und unabhängig davon, ob eine Vortherapie mit gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) gerichteten Therapien stattgefunden hatte oder nicht [1]. „Mit Lenvatinib können wir damit Patienten, die nicht auf Radiojod ansprechen, eine wirkungsvolle Therapie anbieten, von der sie im Median 2,5 Jahre profitieren und mehr als 1,5 Jahre progressionsfrei bleiben“, so Reuter.
Patienten, die entweder mit einer partiellen (PR) oder kompletten Remission (CR) auf die Behandlung mit Lenvatinib ansprachen (insgesamt 60,2%), profitierten schnell und lange (über median 30 Monate) von der Therapie. Die Ergebnisse waren konsistent in nahezu allen untersuchten Subgruppen. Lediglich Patienten mit höherer Krankheitslast sowie Leber- oder Hirnmetastasen sprachen kürzer auf Lenvatinib an [3]. Die mediane Zeit bis zum objektiven Ansprechen betrug 3,5 Monate (95%-KI 1,9–3,7; [2]). 70,4% der Patienten, die unter Lenvatinib eine CR oder PR erreichten, hatten bereits innerhalb der ersten 30 Behandlungstage angesprochen [4].
Zulassung auch beim Nierenzellkarzinom
Seit August 2016 ist Lenvatinib unter dem Handelsnamen Kisplyx® in Kombination mit Everolimus auch zur Therapie erwachsener Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) nach vorheriger Anti-VEGF-Behandlung zugelassen [5]. Die Zulassung erfolgte nach verkürztem Zulassungsverfahren aufgrund von Phase-II-Daten aus der Studie 205 [6]. Diese zeigten für die Kombination von Lenvatinib und Everolimus gegenüber der Everolimus-Monotherapie fast eine Verdreifachung des medianen PFS (14,6 vs. 5,5 Monate; HR 0,40; 95%-KI 0,24–0,68; p = 0,0005; [6]). Das Sicherheitsprofil war konsistent mit den für beide Substanzen bekannten Toxizitäten.
Erstmals beim ASCO-Kongress 2016 präsentierte Subgruppenanalysen der Studie 205 zeigen außerdem, dass Patienten unabhängig vom MSKCC-Risikoscore (Memorial Sloan-Kettering Cancer Center), der initialen Tumorgröße und der Metastasenlokalisation bezüglich des PFS von der Kombination profitieren [7]. Sie war darüber hinaus mit einer Verlängerung des Gesamtüberlebens um median 10,1 Monate assoziiert (25,5 vs. 15,4 Monate; HR 0,59; 95%-KI 0,36–0,97; p = 0,065; [7]).
„Trotzdem es sich um eine Zulassung auf der Basis von Phase-II-Daten handelt, wird diese erste zur Zweitlinienbehandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zugelassene Kombinationstherapie in die S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinoms aufgenommen werden, deren Aktualisierung noch in diesem Jahr erwartet wird“, kündigte Reuter an.
Josef Gulden
Literatur
1. Schlumberger M et al. N Engl J Med 2015; 372: 1868.
2. Gianoukakis AG et al. DGHO 2016, Abstract #V995.
3. Gianoukakis AG et al. ASCO 2016, Abstract #6089.
4. Fachinformation Lenvima®, Stand Mai 2015.
5. Accelerated assessment, siehe: www.ema.europa.eu/ema/index.jsp.
6. Motzer R et al. Lancet Oncol 2015; 16: 1473-82.
7. Hutson TE et al. ASCO 2016, Abstract #4553.
Fachpressegespräch „Neue Daten zum Einsatz von Lenvatinib und Eribulin in der Onkologie von der DGHO-Jahrestagung 2016“ anlässlich der DGHO-Jahrestagung in Leipzig am 17.10.2016, veranstaltet von Eisai GmbH, Frankfurt/Main.